Luftkrieg: Dresden
Die Angriffe der Alliierten im Februar 1945
In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 wurde Dresden durch alliierte Luftangriffe stark zerstört. Diese Angriffe werden sehr unterschiedlich bewertet. Manche halten sie für grausam und unnötig, andere vertreten die Ansicht, die Angriffe seien aus strategischen oder taktischen Gründen notwendig gewesen.
Es sind gewiss nicht nur Rechtsextremisten, die das Vorgehen der Alliierten kritisch sehen, aber bei allen Kontroversen hinsichtlich der Bewertungen herrscht doch weitgehende Einigkeit über die Fakten. An dieser Stelle scheren Rechtsextremisten jedoch immer wieder aus. Sie binden die Angriffe auf Dresden in ihre Hitler-Apologetik ein, indem sie die Zahlen der Opfer maßlos übertreiben.
Die meisten Zahlen, die von Rechtsextremisten genannt werden, haben keine sachliche Grundlage; mitunter gehen sie sogar direkt auf die damalige Propaganda der Nazis zurück.
Auf den Seiten des "National Journal" beispielsweise werden 500.000 Tote genannt, bei Germar Rudolf sind es 150.000 bis 200.000, anderer Stelle wieder 200.000 bis 300.000 Opfer.
Bei Jürgen Graf sind es in Der Holocaust im Klassenzimmer wiederum 250.000 Tote. Interessanterweise führt Graf in seinen Anmerkungen das Buch Der Untergang Dresdens von David Irving auf. In diesem Buch nennt Irving jedoch 135.000, anderswo wieder 100.000 bis zu 250.000 Opfer. Graf begründet nicht, warum er sich für Irvings höchste Zahl entscheidet und die anderen unerwähnt lässt.
Der Auschwitzleugner Ernst Zündel, der vom Verkauf "revisionistischer" Propaganda lebt, spricht vom "wirklichen Holocaust namens Dresden" und nennt mehr als 300.000 Opfer. Beim IHR, der kalifornischen Denkfabrik der Auschwitzleugner, findet man 200.000 Opfer, wie üblich ohne Quellenangabe.
Richard Harwood, dessen Werk Starben wirklich sechs Millionen? auf Ernst Zündels WWW-Seiten abrufbar ist, bezieht sich wiederum auf David Irving und nennt 135.000 Opfer.
Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Eine Zusammenstellung wie diese - eine Liste stark voneinander abweichender Zahlen für ein und dasselbe Ereignis - ist für die Holocaust-Leugner normalerweise ein ausreichender "Beweis", um die Realität des Ereignisses grundsätzlich in Frage zu stellen.
In Bezug auf den Holocaust tun sie das oft mit Zahlen, die sie selbst fabriziert haben, um solche (Schein-)Widersprüche überhaupt erst aufbauen zu können. Die Daten der seriösen Historiker geben in dieser Hinsicht nicht viel her, denn sie weichen seit Jahrzehnten nicht mehr wesentlich voneinander ab.
Damit entsteht die absurde Situation, dass die Holocaust-Leugner zu zwei Ereignissen stark schwankende, unbelegte und nicht überprüfbare Zahlen produzieren. Im ersten Fall benutzen sie die von ihnen selbst fabrizierten Zahlen, um das Ereignis wegzudiskutieren, im zweiten Fall benutzen sie die auf ähnlich unseriöse Weise entstandenen Zahlen hingegen, um das Ereignis zu "beweisen".
Was ist nun wirklich in Dresden passiert?
Da es für die meisten oben erwähnten Angaben keine überprüfbare Grundlage gibt, erübrigt sich die weitere Diskussion. Eine Auseinandersetzung mit den Zahlen wäre nur möglich, wenn man nachvollziehen könnte, auf welchen Quellen sie beruhen.
Die einzige Konstante, die immer wieder auftaucht, sind die 135.000 Opfer, die David Irving in seinem Buch "Der Untergang Dresdens" genannt hat.
David Irving hat einige durchaus bemerkenswerte Bücher geschrieben, ist dann aber ins Lager der Holocaust-Leugner übergelaufen und hat z.B. für den Leuchter-Report das Vorwort geschrieben. Er gilt unter den Auschwitzleugnern als Autorität und glaubwürdiger Fachmann.
Allerdings hat er seine oben zitierte Angabe schon vor langer Zeit korrigiert, was von den Holocaust-Leugnern aber geflissentlich ignoriert wird. In einem Leserbrief an die Londoner Times vom 7. Juli 1966 hat Irving erläutert, wie die falschen Angaben in seinem Buch entstanden sind. Inzwischen sei er jedoch im Besitz eines Polizeiberichts vom "Höheren SS- und Polizeiführer Elbe", der einen Monat nach dem Angriff auf Dresden herausgegeben wurde, und in diesem Bericht würden 25.000 Opfer aufgeführt.
Die Authentizität dieses Berichts, so Irving in seinem Leserbrief, sei für ihn "über jeden Zweifel erhaben", und er meint, dass die vorher verbreiteten unzutreffenden Zahlen "wahrscheinlich im Jahre 1945" gefälscht wurden (also offenbar von den Nazis selbst).
Mit dieser Zahl von 25.000 Opfern der Angriffe auf Dresden liegt David Irving in der Größenordnung, die unter Historikern als Stand der Forschung gilt; vergleichbare Angaben sind beispielsweise auch auf den Seiten der Stadt Dresden und in einem von Wolfgang Benz herausgegebenen Buch zu finden:
Diese Berechnungen und auch die als Originalquelle 1965 aufgetauchte Meldung des Befehlshabers der Ordnungspolizei Dresden zeigen, dass die Zahl von 35.000 Bombenopfern der Realität am nächsten kommt.
Es geht nicht darum, die Angriffe der Alliierten zu bagatellisieren, und wie anfangs bereits angedeutet wurde, gibt es nach wie vor kontroverse Diskussionen über die Frage, wie die Angriffe zu bewerten sind.
Die Richtigstellung der Verdrehungen und Fälschungen, die von Holocaust-Leugnern verbreitet werden, hat aber mit der Bewertung der historischen Fakten nichts zu tun; hier geht es nicht um die Bewertung, sondern um Fakten selbst, die von Rechtsextremisten bestritten werden. Es geht, wie Monika Mayr an der bereits zitierten Stelle schreibt,
um ernsthafte und glaubwürdige Geschichtsschreibung, die in diesem Fall auch ohne Mammutzahlen grausam genug ist.
Anfang 2010 hat eine Historikerkommission der Stadt Dresden das Ergebnis einer mehrjährigen Untersuchung vorgelegt. Das Ergebnis lautet, dass bei den Luftangriffen in Dresden etwa 25.000 Menschen ums Leben gekommen sind.