Die "revisionistischen" Pappdrachentöter

Wie man Behauptungen widerlegt, die niemand aufgestellt hat

Eine beliebte Übung der "Revisionisten" geht so: Sie behaupten, die "Systempresse" (eine Chiffre für das "jüdische Medienmonopol") verbreite groteske Lügen über den Holocaust, und da diese Lügen verbreitet und von "Revisionisten" widerlegt worden seien, hätte man damit auch die Aussagen der Geschichtswissenschaft zum Judenmord widerlegt.

Das ist ein erstaunlicher Gedankengang. Dadurch, dass irgendjemand irgendwo mal etwas Falsches über den Judenmord gesagt haben soll, würden automatisch auch alle richtigen Erkenntnisse der gesamten Geschichtswissenschaft über dieses Ereignis ungültig?

Die "Logik" ist atemberaubend.

Doch damit nicht genug. Manchmal kann man sogar nachweisen, dass die sogenannten "Falschmeldungen" von den Auschwitzleugnern selbst erfunden oder durch manipulierte Zitate konstruiert worden sind.

Die Situation, die dadurch entsteht, entbehrt nicht einer gewissen Komik: Die Leugner des Judenmordes erlegen unter tosendem Beifall des "revisionistischen" Publikums einen Pappdrachen, den sie kurz vorher eigens zu diesem Zweck selbst aufgestellt haben.

Sehen wir also einem ehrfurchtgebietenden Pappdrachen unter die Schuppen:

Langowski und seine "Shabbes-goys" haben bis jetz noch nicht erstellt, was man unter "Holocaust" verstehen soll. Um den Holocaust zu leugnen, muß erst einmal festgelegt werden, was damit gemeint ist, und nicht einfach das Wort in den Raum stellen und behaupten, es ist gerichtsnotorisch belegt und jeglicher Zweifel daran ist strafbar.
Revisionisten BESTREITEN ja nur die Behauptungen, die als Basis zu diesem Holocaust benutzt werden. Das ist kein LEUGNEN, sondern BESTREITEN.

Bestritten wurden bis jetzt:

1) Lampenschirme aus Judenhaut.
2) Seife aus Judenfett.
3) Lichtschalter aus gedörrte Judendaumen.
4) Teppiche aus Judenhaare.
5) Ausgestellte Gaskammern als Mordwerkzeug.
6) Tötung von Juden in elektrischen Kammern
7) Tötung von Juden in Dampfkammern.
8) 4 Mill. "Opfer" in Auschwitz
9) Gaskammern im Deutschen Reich überhaupt.

Die Liste kann beliebig verlängert werden, aber diese neun, und mehr, Punkte wurden bisher von den Revisionisten >bestritten< und auch widerlegt. Das soll der Holocaust sein? Man kann doch nicht leugnen was nicht da oder wahr ist.

Manfred Koch[1]

Manchmal gibt es zu diesem Ungetüm noch folgendes Hinterteil:

10) 208 000 "vergaste" Opfer in Dachau. (Wo ist das dokumentiert?)
11) 26 Millionen Nazi K-Z Opfer (Wo ist das dokumentiert?)
12) 13 Millionen Dachau-Opfer (Wo ist das dokumentiert?)
13) Die wandlungsfähige Gaskammer in Mauthausen
14) Der "6 Mill. Holocaust" im Ersten Weltkrieg (Wo ist das dokumentiert?)
15) Eine Million Neger von Nazis "vergast". (Wo ist das dokumentiert?)

Manfred Koch[2]

Also gut, dann gehen wir das mal der Reihe nach durch.

"Lampenschirme aus Judenhaut"

Ob es Lampenschirme aus der Haut von jüdischen Gefangenen gab, ist meines Wissens nicht gesichert. Hellmuth Auerbach erwähnt zwar in Legenden, Lügen, Vorurteile (S. 137f), dass die Amerikaner einen Lampenschirm aus gegerbter und tätowierter Menschenhaut gefunden hätten, er macht aber keine Angaben zur Herkunft und zeigt sich in diesem Punkt kritisch und vorsichtig.

Pr?parierte Menschenhaut
PS-3420, Tätowierte Hautstücke
Zum Vergrößern anklicken

Ilse Koch, die Frau des Kommandanten von Buchenwald, hat nach Veröffentlichungen der amerikanischen und deutschen Presse angeblich tätowierte Hautstücke von Häftlingen ausgesucht und gerben lassen. In den Prozessen gegen Ilse Koch ist dies jedoch nicht nachgewiesen worden (vgl. Legenden, S. 138). Aus der übrigen Literatur sind mir Hinweise auf Lampenschirme aus Menschenhaut nicht bekannt.

Doch auch wenn keine juristisch überzeugende Verbindung zu Ilse Koch bestanden hat, ist erwiesen, dass die Nazis tätowierte Hautstücke von Toten abgelöst und gegerbt haben. Zwei Exemplare sind auf der nebenstehenden Abbildung zu sehen.

In der historischen Beweisaufnahme für die Realität des Holocaust (des Judenmordes) haben diese Details allerdings keine große Rolle gespielt. Die millionenfachen Morde der Nazis sind durch andere Quellen hinreichend dokumentiert, und die Geschichtsforschung ist im Gegensatz zu den Auschwitzleugnern an morbiden Details wie diesen hier nur marginal interessiert.

"Seife aus Judenfett."

Die Behauptung, bis in die jüngste Zeit sei noch die "Seifenlüge" propagandistisch verbreitet worden, taucht auch in dem Text Die Zeit lügt auf, den Germar Rudolf zusammen mit dem Altnazi Remer veröffentlicht hat.

Der russische Anklagevertreter hat tatsächlich während der Nürnberger Prozesse Zeugenaussagen und ein angeblich echtes Rezept zur Produktion von Seife aus menschlichen Fettresten vorgelegt und behauptet, im Anatomischen Institut der Medizinischen Akademie in Danzig sei aus Leichen von KZ-Häftlingen Seife hergestellt worden. Allerdings war den Aussagen zu entnehmen, dass es sich nicht - wie von den "Revisionisten" unterstellt - um die Leichen von Juden, sondern

um die Leichen von Hingerichteten aus Gefängnissen handelte, die damals regelmäßig zu Lehrzwecken in der Anatomie benutzt wurden. Der Alliierte Gerichtshof ist weder bei den Verhandlungen noch im Urteil auf die russische Behauptung zurückgekommen.
(...)
Die auf den während des Krieges ausgegebenen Stücken der Einheitsseife eingeprägten Buchstaben RIF oder RJF bedeuten nicht, wie manchmal behauptet wurde, "Reines Judenfett", sondern standen für "Reichsstelle für Industrielle Fette und Waschmittel".

Legenden, Lügen, Vorurteile, S. 185f

Auch dieser Punkt ist entgegen den Behauptungen der Auschwitzleugner nie "als Basis zu diesem Holocaust benutzt" worden. Kein Kriegsverbrecher oder KZ-Aufseher ist verurteilt worden, weil er aus den Leichen jüdischer Opfer Seife hergestellt hätte. Die Täter sind vielmehr zur Rechenschaft gezogen worden, weil sie Menschen ermordet haben.

"Lichtschalter aus gedörrte[!] Judendaumen."

Möglicherweise ist in der New York Times ein Artikel erschienen, in dem von tätowierter Menschenhaut und den Lichtschalter-Daumen die Rede war. Ich sage "möglicherweise", weil mir bis heute nur eine einzige Quelle dafür bekannt ist: Eben jener Herr Koch, der diesen fünfzehnköpfigen Pappdrachen höchstpersönlich aufgezäumt hat.

Doch selbst wenn dieser Artikel wirklich erschienen ist, bleibt festzuhalten, dass die Vorwürfe in den Verfahren gegen Ilse Koch keine Rolle gespielt haben. General Clay, der später das Strafmaß für Ilse Koch reduziert hat, meinte zu den Vorwürfen gegen die Frau des Lagerkommandanten:

Ein unternehmungslustiger Reporter, der zuerst ihr Haus betreten hatte, hatte ihr den schönen Namen "Die Hexe von Buchenwald" (The Bitch of Buchenwald) gegeben; außerdem hatte er einige weiße Lampenschirme gefunden, über die er schrieb, sie seien aus Menschenhaut gemacht. Dieser Reporter wurde ihr zum Verhängnis.

A. Smith, Die Hexe von Buchenwald, S. 227

Von einem "Lichtschalter aus gedörrte Judendaumen" ist da weit und breit nichts zu sehen, und in Bezug auf die historische Realität des Judenmordes spielt dieser Sachverhalt ohnehin keine Rolle. Im übrigen sieht man hier sogar, dass die Frau des Lagerkommandanten Koch durch Erkenntnisse der etablierten Geschichtsforschung entlastet wird.

"Teppiche aus Judenhaare."

Auch für diese Behauptung nennen die "Revisionisten" - wahrscheinlich aus gutem Grund - keine Quelle. Mir ist nichts dergleichen bekannt, und auch dieser Aspekt hat wie die vorigen keine besondere Rolle in der Geschichtsschreibung gespielt.

Allerdings gab es eine Anweisung von einem hohen Nazi-Funktionär, die sich auf einen ganz ähnlichen Punkt bezogen hat:

Der Chef des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes, SS-Obergruppenführer Pohl, hat auf Vortrag angeordnet, daß das in allen KL anfallende Menschenschnitthaar der Verwertung zugeführt wird. Menschenhaare werden zu Industriefilzen verarbeitet und zu Garn versponnen. Aus ausgekämmten und abgeschnittenen Frauenhaaren werden Haargarnfüßlinge für U-Bootsbesatzungen und Haarfilzstrümpfe für die Reichsbahn angefertigt.

Brief des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes vom
6. August 1942 an die Kommandanten der Konzentrationslager
zit. n. L. Poliakov
Das Dritte Reich und seine Diener, S. 483

"Ausgestellte Gaskammern als Mordwerkzeug."

Dunkel ist der Rede Sinn. Möglicherweise sind hier die Gaskammern in Auschwitz gemeint. Hin und wieder erheben "Revisionisten" den Vorwurf, die heute in Auschwitz zu besichtigenden Gaskammern wären Fälschungen, da sie nie für Vergasungen benutzt worden wären.

Wie alle Verbrecher haben auch die Nazis versucht, die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen. So hat Himmler am 25. November 1944 den Befehl erteilt, die Vernichtungsanlagen und besonders die Gaskammern in Auschwitz zu zerstören. In anderen Lagern war das bereits geschehen, stellenweise hatte man sogar die Leichen der Opfer wieder ausgegraben und nachträglich verbrannt. Auschwitz war das letzte noch arbeitende Vernichtungslager. Kurz bevor die Sowjets das Lager erreichten, wurden die Gaskammern gesprengt, und die Russen fanden nur noch ein Trümmerfeld vor.

Später wurde dann auf dem Gelände das Museum Auschwitz eingerichtet, und um den Besuchern vor Augen zu führen, wie die Massenmorde vor sich gegangen sind, wurde eine Gaskammer rekonstruiert. In dieser rekonstruierten Gaskammer wurde selbstverständlich niemand umgebracht.

Offenbar ist es den "Revisionisten" in diesem Fall erneut gelungen, eine Behauptung zu widerlegen, die niemand aufgestellt hat.

"Tötung von Juden in elektrischen Kammern."

Niemand gesteht gern Bildungslücken ein, aber an diesem Punkt habe ich eine. Mir ist nicht bekannt, wann und wo dieser Vorwurf jemals gegen die nationalsozialistischen Massenmörder erhoben worden wäre. In der gesamten historischen Literatur, die ich kenne, habe ich diesen Vorwurf noch nie gesehen, und meines Wissens ist kein einziger Angeklagter - weder in Nürnberg noch in späteren Prozessen - verurteilt worden, weil er Menschen in "elektrischen Kammern" ermordet hätte. Es bleibt den "Revisionisten" überlassen, zu belegen, wann und wo dieser Vorwurf überhaupt einmal eine Rolle gespielt haben soll. In Dokument 3311-PS ist von Tötungen durch elektrischen Strom die Rede, aber nicht von Kammern.

Wie die Holocaustleugner mit so etwas die historische Literatur widerlegen wollen, ist mir allerdings schleierhaft.

"Tötung von Juden in Dampfkammern."

Damit ist vermutlich das Lager Treblinka gemeint. Es gibt in der Tat eine Zeugenaussage, in der es heißt, in die Gaskammern von Treblinka wäre "Dampf" eingeleitet worden. Versteht man dies als "Wasserdampf", dann ist die Aussage falsch.

Ich halte - auch wenn ich zugeben muss, dass es sich um eine Spekulation handelt - die folgende Erklärung für die wahrscheinlichste: Der Zeuge, der diese Aussage gemacht hat, war nicht in den Gaskammern, sondern hat die Vergasungen von außerhalb beobachtet. Er hat gesehen, wie Menschen in die Gaskammern getrieben wurden. Eine Weile später ging die Tür wieder auf, und die Menschen waren tot.

Da die Opfer eng zusammengepfercht wurden, war es in den Gaskammern warm und feucht. Bei kühlem Wetter muss die feuchtwarme Luft nach dem Tötungsvorgang in Form von Dampfschwaden aus der Gaskammer entwichen sein. Verstärkt wurde dieser Eindruck unter Umständen noch durch die Tatsache, dass die Vergasungen in Treblinka mit Motorabgasen vorgenommen worden sind. Der Zeuge hat möglicherweise diese Schwaden feuchter und mit Abgasen durchsetzter Luft beim Öffnen der Türen beobachtet und wusste den Vorgang nicht anders zu beschreiben, als dass die Opfer mit "Dampf" getötet worden seien.

Im Dokument 3311-PS sieht man, dass polnische Anklagevertreter Hans Frank des Massenmordes beschuldigt haben. In diesem Dokument erscheint tatsächlich die Behauptung, die Nazis hätten Dampfkammen gebaut und Juden mit elektrischem Strom hingerichtet. Verurteilt wurde deshalb allerdings niemand, und meines Wissens hat dieses Dokument in der gesamten Prozessführung in Nürnberg keine Rolle gespielt.

Falsch ist hier natürlich die Annahme, die Menschen seien mit Dampf getötet wurden. Richtig ist dagegen, dass die Opfer lebendig in die Gaskammern getrieben und mit Gas getötet wurden und nach kurzer Zeit nicht mehr gelebt haben.

Ganz falsch ist das, was das National Journal im Rahmen der "revisionistischen Wahrheitssuche" daraus macht:

Nehmen wir einmal an, ein HOLOCAUST-GUTMENSCH studiert den Nürnberger Prozeß gegen die deutschen "Hauptkriegsverbrecher" (die Menschenmörder auf alliierter Seite wurden für ihren Völkrmord am deutschen Volk mit den höchsten Weihen versehen) und läßt sich seinen Holocaust-Glauben mit Dokument 3311-PS rückversichern, wonach in Treblinka Hunderttausende von Juden "verdampft" wurden.

National Journal

"Verdampft" wurde ganz sicher niemand, und das hat wohl auch niemand behauptet. Auch hier haben die "revisionistischen" Drachentöter wieder einen Pappkameraden erlegt, den sie selbst aufgestellt haben. Das erwähnte Dokument wurde in den Nürnberger Prozessen nur ein einziges Mal zitiert. Es hat in der Urteilsbegründung keine Rolle gespielt. Kein Nazi ist verurteilt worden, weil er seine Opfer mit "Dampf" getötet hätte

Und natürlich ist diese Aussage auch keine wesentliche Stütze unseres Wissensstandes über die Mordfabriken der Nazis. Unzähligen Aussagen und Dokumenten ist - völlig korrekt - zu entnehmen, dass die Opfer in den Vernichtungslagern mit Zyklon B oder Kohlenmonoxid getötet wurden. Diese zahllosen richtigen Aussagen lassen sich nicht durch eine einzige falsche oder ungenaue Aussage entkräften.

Die Zeugen, die glaubwürdige Aussagen gemacht haben, können nicht mit der Begründung für unglaubwürdig erklärt werden, es hätte irgendwo einen weniger zuverlässigen Zeugen geben - es sei denn, man unterstellt, dass der ganze Holocaust eine abgekartete Sache war und dass alle Zeugenaussagen und Beweise falsch und gefälscht sind.

Genau dies unterstellen die Auschwitzleugner.

Allerdings erhebt sich dann sofort die Frage, wie die Widersprüche in dieses Bild passen. Wenn man schon davon ausgeht, dass der ganze Judenmord ein Schwindel und das Produkt einer riesigen Verschwörung war, warum tauchen dann überhaupt fragwürdige Aussagen auf? Wenn alles nur eine Erfindung ist, warum hat man dann überhaupt diese widersprüchlichen oder ungenauen Aussagen erfunden? Warum hat man nicht gleich von vornherein dafür gesorgt, dass jeder einzelne Beweis hundertprozentig zu allen anderen passt?

Die Tatsache, dass es hier und dort Widersprüche und Unklarheiten in Details gibt und dass solche Details in der Literatur frei zugänglich sind, ist ganz im Gegenteil ein Indiz dafür, dass die Aussagen nicht manipuliert worden sind. Es ist die Aufgabe der Geschichtswissenschaft, diese Widersprüche zu klären, wo es möglich und nötig ist, und festzustellen, welche Aussagen glaubwürdig sind und welche nicht. Das ist geschehen, und das Ergebnis war, trotz mancher Widersprüche im Detail, eine bemerkenswert konsistente Beschreibung der Vorgänge in den nationalsozialistischen Mordfabriken.

"4 Mill. "Opfer" in Auschwitz"

Das ist kein Pappdrachen, sondern eine dicke, bunte "revisionistische" Ente. Es gibt schon seit längerer Zeit eine eigene Seite dazu. [4 Millionen]

"Gaskammern im Deutschen Reich überhaupt."

Das bezieht sich auf eine Äußerung des Historikers Broszat, die am 19.8.1960 in DIE WELT abgedruckt wurde. Es heißt dort laut Herrn Koch:

Die Massenvernichtung der Juden durch Vergasung begann 1941/1942 und fand ausschließlich an einigen wenigen hierfür ausgewählten und mit Hilfe entsprechender technischer Einrichtungen versehenen Stellen, vor allem im besetzten polnischen Gebiet (aber nirgends im Altreich) statt: in Auschwitz-Birkenau, in Sobibor am Bug, in Treblinka, Chelmno und Belzec.

Broszat, zitiert nach Koch[3]

Der Vorbehalt "zitiert nach Koch" hat hier durchaus seine Berechtigung. Die Art und Weise, wie Herr Koch mit Zitaten umgeht, kann man nur als gemeingefährlich bezeichnen [Berner Tagwacht].

Aber nehmen wir der Einfachheit halber an, dieses Zitat stimmt. Broszat sagt, die Massenvernichtung der Juden hätte im besetzten polnischen Gebiet stattgefunden. Daraus macht Herr Koch, oder besser das National Journal, bei dem Herr Koch sich diesen Textbaustein ausgeliehen hat, die Behauptung, es hätte keine Gaskammern im Deutschen Reich gegeben.

Das ist falsch. Es gab durchaus Gaskammern im "Altreich", und das widerspricht dem oben Gesagten keineswegs. Oben steht lediglich, dass die Massenvernichtung der Juden im Osten stattgefunden hat. Das schließt die Existenz von Gaskammern beispielsweise in Ravensbrück nicht aus. [Broszat]

Im Übrigen war die so genannte "Euthanasie" eine Art "Probelauf" für den Völkermord. Schon dort, in den Tötungsanstalten der Nazis im "Altreich", wurde die Ermordung von Menschen in Gaskammern erprobt. Einige Mitarbeiter, die auf diese Weise Erfahrungen gesammelt hatten, wurden später in die Vernichtungslager im Osten versetzt.

"208 000 "vergaste" Opfer in Dachau. (Wo ist das dokumentiert?)"

"Jahrzehntelang" wäre ihm dies erzählt worden, meinte Herr Koch an anderer Stelle. Irgendwo nennt er auch die Quelle - ("Lørdag, 1. oktober 1994 MORGENAVISEN JYLLANDS-POSTEN") - und zitiert einen Zeitungsartikel, in dem von einem Martin Zaidenstadt die Rede ist, der für das KZ Dachau eine Zahl von 206.000 Opfern genannt hätte.

Ich finde das erstaunlich. Sollte Herr Koch tatsächlich eine dänische Tageszeitung bezogen, im Original gelesen und dann auch noch übersetzt haben?

Natürlich nicht. Herr Koch hat das von einer "revisionistischen" Web-Seite abkopiert. Wenn man den Text aufmerksam liest, stellt man außerdem fest, dass die Aussage noch nicht einmal von Zaidenstadt selbst stammt, sondern aus dem Artikel entnommen ist, den ein Journalist über diesen Mann geschrieben hat. Die Zahl ist, wie man an Herrn Kochs eigenem Beitrag sieht, kein Zitat von Zaidenstadt, sondern ein Einschub des Zeitungsschreibers:

Sein Schicksal ist mit der grausamen Geschichte dieser Stadt verknüpft. Das ist der Grund, warum er mit den Politikern Probleme hat. Für alle Zeiten wird der Name Dachau mit dem KZ-Lager verbunden sein, das sich während der Nazi-Zeit hier befand. 206.000 Menschen wurden im Lager ermordet. Als Gefangener überlebte Martin Zaidenstadt 3 Jahre in diesem Grauen.
Die Absprache mit den anderen
"Wir haben uns so abgesprochen, daß der Überlebende dafür sorgen solle, daß die Erinnerung an Dachau am Leben erhalten werde", erzählt der alte Mann.

National Journal, zit. n. Koch[4]

Also ein alter Mann, der möglicherweise etwas Falsches gesagt hat, und eine dänische Zeitung, die möglicherweise etwas Falsches geschrieben hat. Mit solchen "Argumenten" möchte Herr Koch die seriöse Geschichtsschreibung ins Wanken bringen?

Die Hervorhebung der Zwischenüberschrift oben ist übrigens von mir. Herr Koch hat beim Anfertigen dieses Textbausteins vergessen, die Formatierung von der Web-Seite zu berücksichtigen.

"26 Millionen Nazi K-Z Opfer (Wo ist das dokumentiert?)"

Das ist vor allem auf den Web-Seiten von Auschwitzleugnern "dokumentiert". In der seriösen Geschichtsschreibung hat diese Zahl nämlich keine Rolle gespielt. Der nächste Punkt kann mit diesem hier zusammengefasst werden, denn die 26 Millionen und die Zahl von 13 Millionen, die im nächsten Abschnitt besprochen wird, gehen auf die gleiche Falschmeldung zurück.

"13 Millionen Dachau-Opfer (Wo ist das dokumentiert?)"

Kann man eine Falschmeldung fälschen, bis sie stimmt? Die "Revisionisten" haben es versucht. In der Tat, es gab im Jahre 1945 eine Falschmeldung der Berner Tagwacht, in der von 26 Millionen Opfern der Nazis die Rede war. Diese Zahl hat aber in der Presse nie wieder eine Rolle gespielt, von der Geschichtswissenschaft ganz zu schweigen.

Nur den "Revisionisten" scheint die falsche Zahl ungeheuer wichtig zu sein - und weil die Sache noch nicht absurd genug war, haben sie in die Falschmeldung eine Zeile hineinfabriziert, die dort überhaupt nicht stand. Der Auschwitzleugner, der diese Fälschung der Falschmeldung verbreitet hat, war der oben bereits zitierte Herr Koch. Auf die Zitatfälschung angesprochen, meinte er, die eingefügte Zahl von 13 Millionen würde doch rechnerisch stimmen.

Offenbar ist den "revisionistischen Wahrheitssuchern" der Unterschied zwischen richtig rechnen und richtig zitieren nicht geläufig. Auch dieses "Argument", oder besser, dieser Textbaustein, ist beim National Journal zu finden.

"Die wandlungsfähige Gaskammer in Mauthausen"

In einem seiner Usenet-Artikel nennt Herr Koch tatsächlich mehrere unterschiedliche Größenangaben für die Gaskammer in Mauthausen. Leider hat Herr Koch "vergessen", zu erklären, woher die Angaben stammen. Sie sind nicht überprüfbar, weil man nicht sehen kann, welchen Quellen er sie entnommen hat.

Seltsam bei seinen Angaben ist jedenfalls, dass in den unvollständigen Angaben zweimal der Name "Choumoff" auftaucht: Einmal als Gefangener in Mauthausen, dann als "Chef-Ingenieur Pierre Serge Choumoff".[5] Solange Herr Koch nicht belegt hat, wo die seriöse Geschichtswissenschaft sich auf diesen Häftling oder Chefingenieur stützt, brauchen wir uns nicht weiter damit zu beschäftigen. Denn warum sollte sich die Geschichtswissenschaft für etwas rechtfertigen, das sie nicht zur Stützung ihrer Aussagen benutzt hat?

"Der "6 Mill. Holocaust" im Ersten Weltkrieg (Wo ist das dokumentiert?)"

Beispielsweise bei Herrn Marzahn. Er schreibt in WAL:

Der Ex-US-Senator Glynn, sah am 31.10.1919 bereits in der Ukraine 6 Millionen Juden in einem Holocaust sterben. (The American Hebrew, New York, 31.10.1919, "Die Kreuzigung der Juden muß aufhören")

Norbert Marzahn, WAL[6]

Herr Marzahn distanzierte sich später von dieser Zahl und bezeichnete sie sogar als "Lüge".

Außerdem taucht dieses Zitat in einer Sammlung mit "1001" angeblichen Zitaten auf, die allesamt geeignet sind, Juden in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen. In der Zeitschrift des Institute for Historical Review wurde ebenfalls ein entsprechender Text abgedruckt - für jeden Auschwitzleugner also eine erstklassige Adresse. [IHR]

Ernst Zündel dreht in seinem Text Holocaust 101 die Schraube noch etwas weiter an:

Manche erinnern sich sogar an die unglaublichen, hysterischen Behauptungen des damaligen Gouverneurs des Staates New York in den Jahren 1917-18 (!), daß die Deutschen "Millionen von Juden umgebracht" hätten.

Noch bezeichnender war die Behauptung über die "...sechs Millionen" ! (Glynn, Martin, The Crucifixion of the Jews Must Stop, The American Hebrew, October 31, 1920.)

Zundelsite - Holocaust 101 / German - Part 1

Wenn man sich den Artikel anschaut, erkennt man - wie Herr Marzahn in seinen distanzierenden Bemerkungen völlig zu Recht erklärt hat -, dass dort von einem Mord an Millionen Juden nicht die Rede ist, und schon gar nicht davon, dass die Deutschen diese Menschen umgebracht hätten. Es geht in dem Artikel vielmehr darum, dass womöglich sechs Millionen Menschen verhungern könnten.

Von der Tyrannei des Krieges ist dort die Rede und von einer fanatischen Lust, jüdisches Blut zu vergießen. Im Wesentlichen ist der Text ein Aufruf, die hungernden Menschen nicht im Stich zu lassen. Wer dort angeblich jüdisches Blut vergießen will, wird nicht gesagt, und was eine Meldung aus dem Jahre 1919 mit der Realität des Judenmordes unter Hitler zu tun hat, bleibt ohnehin der Phantasie der "revisionistischen" Pappdrachentöter überlassen.

"Eine Million Neger von Nazis "vergast". (Wo ist das dokumentiert?)"

Angeblich stand das mal in einer amerikanischen Zeitung. Herr Koch hat jedenfalls an anderer Stelle einen entsprechenden Hinweis gegeben:

DAILY NEWS Brooklyn Sunday, November 5, 1985

````````````````````````````````````````````````````
College students here sometimes ask what happened to due process of law when her father was arrested. "I tell them father was arrested with a state policy. They find it hard to grasp," she said. Catholic students are amazed when she explains the scope of Nazi extermination plans, telling her they had been unaware of the fact that anti-Nazi-Catholics and some 3.000 priests were killed in concentration camps, she said. In Harlem schools, Feldman was impressed by the fact that many black youngsters knew that the Nazis also murdered more than a million blacks as part of their "racial prurification" program.

Daily News, zit. n. Manfred Koch[7]

Herr Koch wohnt freilich nicht in New York, wo man die Stadtteile Brooklyn und Harlem findet, sondern in Los Angeles. Er wird dort wohl kaum eine Zeitung mit einem New Yorker Lokalteil abonniert haben.

Woher hat er's also?

Er hat es vom inzwischen sattsam bekannten National Journal, woher sonst. Herr Koch hat beim Abkopieren der Übersetzung (hier nicht zitiert) auch gleich die Amerikanismen mit übernommen, die in der deutschen Version dieses Textes beim NJ auftauchen.

Außerdem hat er das Datum falsch abgeschrieben, denn beim NJ lautet die Titelzeile folgendermaßen:

Daily News Brooklyn 6. Nov. 1988

National Journal, März 2000[8]

Das ist schon interessant: Da soll also am 6. November 1988 jemand in Harlem etwas Falsches über den Holocaust gesagt haben. Vielleicht war es aber auch am 5. November 1985, als das gesagt wurde, so genau weiß man das nicht. Auf jeden Fall soll aber das, was 1988 oder vielleicht auch 1985 gesagt worden sein soll, Zweifel an den Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft begründen.

Noch einmal ganz langsam: Irgendjemand in Harlem - noch nicht einmal ein Historiker - sagt etwas Falsches, und schon sind alle Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft über den Judenmord hinfällig?

In der Tat, so stellen die Herren "Revisionisten" sich das vor.

Die gerade abgehandelten fünfzehn Punkte sind durchaus repräsentativ für die Qualität der Argumente, mit denen die Auschwitzleugner die Welt oder doch mindestens ein paar Pappdrachen erschüttern wollen.

Kein einziger dieser Punkte hat für die Erforschung des Judenmordes eine wesentliche Rolle gespielt, wie es im Zitat oben behauptet wird; im Fall der Ilse Koch werden die Vorwürfe sogar von der etablierten Geschichtswissenschaft entkräftet. Die übrigen Punkte in der oben zitierten Liste sind teils unbelegt und entziehen sich der Überprüfung, oder sie sind schlicht absurd und lächerlich oder beruhen auf Verdrehungen und Fälschungen.

Theaterdonner und der Kampf mit Pappdrachen, das ist es offenbar, was die "revisionistische Wahrheitssuche" ausmacht. Mit der realen Welt und vor allem mit der historischen Realität hat dieses rechtsextremistische Kasperletheater nichts zu tun.

Quellen:

  1. From: mankoch@ worldnet.att.net (Manfred Koch)
    Subject: Re: Purimfest
    Date: Thu, 21 Nov 1996
    Message-ID: <3290aef8.7723718@ netnews.worldnet.att.net>
  2. From: mankoch@ worldnet.att.net (Manfred Koch)
    Subject: Re: shoah (FR)
    Date: Thu, 30 Jan 1997
    Message-ID: <32eff955.905987@ netnews.worldnet.att.net>
  3. From: mankoch@ worldnet.att.net (Manfred Koch)
    Subject: Re: Purimfest
    Date: Thu, 21 Nov 1996
    Message-ID: <3293c5a5.7225328@ netnews.worldnet.att.net>
  4. From: mankoch@ worldnet.att.net (Manfred Koch)
    Subject: Re: Das "revisionistische Schlachtfest"
    Date: Wed, 26 Feb 1997
    Message-ID: <3313868e.90900@ netnews.worldnet.att.net>
  5. From: mankoch@ worldnet.att.net (Manfred Koch)
    Subject: Re: Damit niemand sagen kann, er haette nichts
    Date: Sat, 22 Feb 1997
    Message-ID: <330e62ea.11764385@ netnews.worldnet.att.net>
  6. Norbert Marzahn, WAL
  7. From: mankoch@ worldnet.att.net (Manfred Koch)
    Subject: Re: Die sogenannten "jüdischen Kriegserklärungen"
    Date: Mon, 20 Jan 1997
    Message-ID: <32e3d316.8083147@ netnews.worldnet.att.net>
  8. Artikel im National Journal, deutsche Übersetzung nach der englischsprachigen Ausgabe
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