Gouverneur Glynn, American Hebrew, 31. Oktober 1919
THE CRUCIFIXION OF JEWS MUST STOP!
Am 31. Oktober 1919 erschien im amerikanischen Blatt American Hebrew ein Beitrag des ehemaligen Gouverneurs des Staates New York, Martin Glynn.
Infolge des Weltkrieges, so schreibt Glynn, sei in Osteuropa eine Hungersnot ausgebrochen.
Sechs Millionen Männern und Frauen und achthunderttausend Kindern drohe der Tod, weil ihnen das Notwendigste zum Leben fehle, und man müsse ihnen helfen.
Glynn fährt fort:
In this THREATENED HOLOCAUST OF HUMAN LIFE, forgotten are the niceties of philosophical distinction, forgotten are the differences of historical interpretation; and the determination to help the helpless, to shelter the homeless, to clothe the naked and to feed the hungry becomes a religion at whose altar men of every race can worship and women of every creed can kneel
[In diesem drohenden Holocaust menschlichen Lebens sind alle philosophischen Feinheiten vergessen. Vergessen sind auch die Differenzen in der Deutung der Geschichte, und die Entschlossenheit, den Hilflosen zu helfen, die Obdachlosen zu beherbergen, die Nackten zu kleiden und die Hungrigen zu speisen wird eine Religion, an deren Altar die Männer jeder Rasse beten und die Frauen jedes Glaubens niederknien können ...]
[Übersetzung JL]
Ich habe hier in der Übersetzung bewusst das völlig unpassende Wort "Holocaust" stehen lassen, denn diese sprachliche Fehlleistung führt sofort zum Kern der Angelegenheit. Es hätte hier besser heißen müssen: "Angesichts der drohenden Vernichtung menschlichen Lebens". Das amerikanische Wort "Holocaust" kann in einem viel breiteren Sinne eingesetzt werden als die deutsche Entsprechung. Im amerikanischen Sprachgebrauch kann sich das Wort auf jede Vernichtung von Menschenleben beziehen, in der deutschen Sprache ist mit dem Holocaust ausschließlich die Judenvernichtung gemeint.
Rechtsextremisten versuchen allerdings immer wieder, den Begriff zu verwässern, indem sie Wendungen wie "Der Bombenholocaust von Dresden" für die alliierten Luftangriffe im Jahre 1945 anwenden.
Dieses Zitat aus dem Jahre 1919 spielt in der Argumentation heutiger Holocaust-Leugner eine gewisse Rolle. Sie argumentieren in etwa folgendermaßen: Damals wurden offensichtlich nicht sechs Millionen Juden ermordet, also sei diese Aussage des Zitats falsch. In Zusammenhang mit dem Judenmord der Nazis sei heute abermals von sechs Millionen toten Juden die Rede, also sei diese Zahl ebenfalls falsch. Die sechs Millionen jüdischen Opfer wären eine Kultzahl, die nichts mit der Realität zu tun hätte.
Die Erkenntnisse der modernen Geschichtswissenschaft sollen ungültig sein, weil 1919 ein amerikanischer Politiker einen pathetischen Text geschrieben hat, der sich stellenweise nicht mit den tatsächlichen Gegebenheiten deckt?
Diese Argumentationsweise ist derart abenteuerlich, dass ich im Wortlaut wiedergeben will, wie die Holocaust-Leugner argumentieren, um dem Verdacht zu begegnen, ich hätte das nur erfunden:
Unsere Verblüffung nimmt riesenhafte Ausmasse an, wenn wir erfahren, dass die Sechsmillionenzahl bereits im Jahre 1919 auftauchte. Am 31. Oktober jenes Jahres beklagte die US-Judenzeitung The American Hebrew einen "Holocaust" - dieser Ausdruck, der im Griechischen "Feueropfer" bedeutet, wurde in dem Artikel tatsächlich gebraucht! - in einem ungenannten Gebiet in Osteuropa. Der Verfasser versicherte, dieser "Holocaust" habe sechs Millionen Opfer gefordert, oder werde sie noch fordern. Die Sechsmillionenziffer erscheint in dem Beitrag nicht weniger als siebenmal. Die Sechs ist die heilige Zahl des Judentums; wir dürfen also ruhig annehmen, dass die angebliche Zahl der Holocaust-Opfer ein religiöser jüdischer Mythos ist und entweder der Thora oder dem Talmud entstammt.
Die Behauptung, die Zahl von sechs Millionen jüdischen Opfern der Nazis wäre ein rein religiös motiviertes "Dogma", wird bei Ben Weintraub vertieft. In etwas abgewandelter Form erscheint diese Argumentationsweise auch im deutschen Usenet:
Der Ex-US-Senator Glynn, sah am 31.10.1919 bereits in der Ukraine 6 Millionen Juden in einem Holocaust sterben. (The American Hebrew, New York, 31.10.1919, "Die Kreuzigung der Juden muß aufhören"). Hier wurde wohl zum ersten Mal in der neueren Zeit die Zahl 6 mit dem griechischen Opferwort "Holocaust" verbunden, und das Griechische spielt in diesem Kult öfter eine Rolle, so halt auch beim HEXen-Brandopfer. Es gab damals Pogrome in der Ukraine, jedoch absolut nicht in diesem Umfang. Hintergrund ist hier, daß es Pläne gab, das III. Reich bereits nach dem I. Weltkrieg einzurichten, und der Rabbiner Benjamin Bleech enthüllte 1991 in "The Secret Of Hebrew Words", daß bei kabbalistischer Lesung der hebräischen Bibel im Zusammenhang mit der Rückkehr ins Gelobte Land der Verlust von 6 Millionen Menschen laut hebräischer Bibel zu erwarten war.
Den Hinweis auf den Rabbiner Bleech hat Marzahn ohne Quellenangabe beim schon erwähnten Ben Weintraub entnommen; Marzahn folgt hier nicht zum erstenmal spurgetreu der Argumentation einschlägiger Holocaust-Leugner. Der oben zitierte Jürgen Graf hat sich auch mit dem Text Der Holocaust im Klassenzimmer hervorgetan, in dem Gouverneur Glynns Text ebenfalls erwähnt wird.
Diese Art der Argumentation ist symptomatisch für das Auftreten der Holocaust-Leugner. Sie haben gegen die zahllosen konkreten Beweise für einzelne Mordaktionen der Nazis, die sich zu einer Gesamtzahl von etwa sechs Millionen jüdischen Opfern aufsummieren, nichts vorzubringen und versuchen daher, mit großartiger Geste auf einen Schlag alle sechs Millionen Opfer als "Dogma" vom Tisch zu wischen.
Dieser Text des Gouverneurs Glynn taucht, eingebunden in die hier dargestellte Argumentationsweise, u.a. auf bei:
- Ingrid Rimland
- Aryan Nations / Posse Comitatus (rassistische / rechtsextremistische Website)
- Jürgen Graf
- Norbert Marzahn, WAL
- White Survival (rassistische Website)
- "Julius Streiker" (versucht sich an einer Online-Neuauflage von Julius Streichers "Stürmer")
- Matt Giwer (Holocaust-Leugner mit Website)
- White Unity Press (Online-Rassisten)
- Wilhelm Tell (Schweizer Holocaust-Leugner / Jürgen Graf)
- David Irving, Nuremberg, The Last Battle, S. 100
- Willie Martin, 1001 Quotes By and About Jews
- Ernst Zündel, Holocaust 101