Rechtsextreme Hitler-Apologetik
"Adolf der Friedliebende"
Die Versuche rechter bis rechtsextremer Politiker und Geschichtsrevisionisten, Hitlers Regime zu verharmlosen und den Diktator als Friedensstifter und Opfer feindlicher Machenschaften darzustellen, lassen sich leicht mit Hitlers eigenen Worten widerlegen. Eine kleine, keineswegs erschöpfende Auswahl entsprechender Zitate und Tatsachen soll dies belegen.
Durch Hitlers Denken zieht sich wie ein roter Faden die Vorstellung, Deutschland müsse nach Osteuropa vorstoßen und dort neue Siedlungsgebiete erobern, weil der vorhandene Lebensraum zu klein sei. Diesen Gedanken formulierte Hitler bereits in den 1920er Jahren in Mein Kampf und sagte, die Gewinnung neuen Lebensraums sei nur durch "die Gewalt eines siegreichen Schwertes" möglich.
Am 3.2.1933 griff der Diktator diese Ideen in einer Ansprache vor den Befehlshabern des Heeres und der Marine wieder auf und bekräftigte, die "Eroberung neuen Lebensraumes im Osten u. dessen rücksichtslose Germanisierung" seien notwendig.[1]
1936 verfasste Hitler eine Denkschrift zum Vierjahresplan, in der es heißt:
Ich stelle damit folgende Aufgabe:
I. Die deutsche Armee muß in 4 Jahren einsatzfähig sein.
II. Die deutsche Wirtschaft muß in 4 Jahren kriegsfähig sein.
Auch eine Bemerkung des NS-Außenministers von Ribbentrop gegenüber Winston Churchill im Jahr 1937 belegt, dass die Eroberung von Lebensraum in Osteuropa die erklärte und durchgängig verfolgte Politik des NS-Regimes war.[3]
Nicht um Lebensraum zu erobern, sondern um den Putsch des Faschistenführers Franco zu unterstützen, entsandte das NS-Regime 1937 die "Legion Condor" der neu aufgebaute Luftwaffe nach Spanien.[4]
Die "Erledigung der Rest-Tschechei" war ein weiterer aggressiver Akt des NS-Regimes. Trotz aller Friedensbemühungen ausländischer Diplomaten versuchte Hitler gezielt, den Konflikt zu verschärfen. Am Ende der verhängnisvollen Entwicklung standen die Besetzung des Sudetenlandes und die "Erledigung" der Tschechoslowakei.[5]
Anschließend sagte Hitler: "Infolgedessen wären Befehle gegeben worden, dahingehend, daß innerhalb etlicher Tage, nicht später als am 15. März, die Tschechoslowakei militärisch zu besetzen sei. Polen wird folgen."[6] Schon zu diesem Zeitpunkt (8.3.1939) war Hitler offenbar entschlossen, Polen anzugreifen.
Am 23.3.1939 besetzten deutsche Truppen das Memelland, das zu Litauen gehörte.[7]
Im Mai 1939 bekräftigte Hitler seine kriegerischen Absichten in Bezug auf Polen:
Es entfällt also die Frage Polen zu schonen und bleibt der Entschluß, bei erster passender Gelegenheit Polen anzugreifen.
Im Sommer 1939 eskalierte der Konflikt mit Polen. Hitler steuerte gezielt eine bewaffnete Auseinandersetzung an und befürchtete sogar, im letzten Moment könne "ein Schweinehund" einen Vermittlungsplan vorlegen und damit seine Kriegspläne unterlaufen.
Dem Überfall auf Polen gingen mehrere vom NS-Regime provozierte "Grenzzwischenfälle" voraus, die als Vorwand dienen sollten. Zu diesen fingierten polnischen Übergriffen zählte auch der Überfall auf den Sender Gleiwitz, der in der NS-Propaganda letztlich allerdings keine große Rolle spielen sollte.[9]
Am 23.11.1939 sagte Hitler vor dem Hintergrund des geplanten Angriffs auf Frankreich: "Verletzung der Neutralität Belgiens und Hollands ist bedeutungslos."[10] Am 14.05.1940 fand ein Luftangriff auf Rotterdam statt, der die Innenstadt weitgehend zerstörte.[11]
Der 1942 entwickelte "Generalplan Ost" sollte die schon früher von Hitler angesprochene Eroberung und "Germanisierung" des Ostens vollenden. Die deutschen Truppen waren weit in die Sowjetunion vorgestoßen, und zur Sicherung des Bodengewinns sollten vorgeschobene Siedlungen eingerichtet werden. Die Abwesenheit der dort bereits lebenden Menschen wurde dabei einfach vorausgesetzt.
Hitler-Apologeten ignorieren viele dieser Quellen oder stellen sie falsch dar, um Hitler als Friedensengel präsentieren zu können. Historiker kommentierten entsprechende Bemühungen beispielsweise von Gerd Schultze-Rhonhof unter den ironischen Titeln "Adolf der Vertragstreue" und "Adolf der Friedliebende".
Diesen Bemühungen widerspricht allerdings auch Hitler selbst. Am 10. November 1938 erklärte er vor Pressevertretern, seine sogenannten "Friedensreden" seien lediglich ein taktisches Manöver gewesen, das der Verschleierung seiner wahren Absichten gedient habe.
Die Umstände haben mich gezwungen, jahrzehntelang fast nur vom Frieden zu reden. (...) Es ist selbstverständlich, daß eine solche jahrzehntelang betriebene Friedenspropaganda auch ihre bedenklichen Seiten hat; denn es kann nur zu leicht dahin führen, daß sich in den Gehirnen vieler Menschen die Auffassung festsetzt, daß das heutige Regime an sich identisch sei mit dem Entschluß und dem Willen, einen Frieden unter allen Umständen zu bewahren. (...)
Der Zwang war die Ursache, warum ich jahrelang nur vom Frieden redete. Es war nunmehr notwendig, das deutsche Volk psychologisch allmählich umzustellen und ihm langsam klarzumachen, daß es Dinge gibt, die, wenn sie nicht mit friedlichen Mitteln durchgesetzt werden, mit den Mitteln der Gewalt durchgesetzt werden müssen ...
Diese Arbeit hat Monate erfordert; sie wurde planmäßig begonnen, fortgeführt, verstärkt.[12]