Der Generalplan Ost und die Vernichtung der Juden
"... alles andere ist - sagen wir einmal - ausgewandert"
Das Zitat in der Überschrift stammt von Hans Frank, dem Generalgouverneur der Nazis in Polen. Er sagte am 02.08.1943, von den ursprünglich dreieinhalb Millionen polnischen Juden seien nur noch wenige übrig geblieben, und die anderen seien "ausgewandert".
Hans Frank benutzte hier in ironischer Weise einen Tarnbegriff. Ihm war klar, dass dieses Wort für den Massenmord an den Juden stand. Heute behaupten Holocaustleugner, man müsse die "Auswanderung" wörtlich nehmen.
Dieser Behauptung widersprechen zahlreiche Dokumente, die Begriffe wie "Umsiedlung" und "Aussiedlung" direkt mit der Ermordung der Juden in Verbindung bringen. Davon abgesehen, gibt es noch weitere kaum zu widerlegende Einwände gegen die Vorstellung, die Juden hätten überlebt und wären in neuen Siedlungen untergebracht worden.
Zwar gab es vor dem Krieg tatsächlich den Wunsch, die europäischen Juden etwa nach Madagaskar oder nach Sibirien abzuschieben, doch:
Je konkreter aber die Pläne für die Eroberung der Sowjetunion wurden, desto mehr wandelten sich die Begriffe "aussiedeln" oder "evakuieren "zu Bezeichnungen für Völkermord. Wenn in der Sowjetunion diesseits und jenseits der Front Abermillionen Menschen durch geplanten Hunger, durch Vertreibung und Massenerschießungen getötet werden sollten, war es nur ein Schritt, auch die besonders diskriminierten, schon enteigneten und ghettoisierten Juden zu ermorden.
Zur Verdeutlichung können wir an die Bewohner des Warschauer Ghettos denken. Die Gefangenen wurden streng bewacht. Wer das Ghetto ohne Erlaubnis zu verlassen versuchte, wurde auf der Stelle erschossen. Irgendwann setzten dann die Transporte nach Treblinka ein, und schließlich bekam Himmler die Meldung, das Ghetto sei geräumt.
Bis zu diesem Punkt widersprechen die Holocaustleugner nicht. Ihre Einwände setzen bei der Frage an, was nach dem Transport nach Treblinka mit den Juden geschehen ist. Sie behaupten, die Juden seien weiter nach Osten transportiert und in den eroberten Gebieten der Sowjetunion angesiedelt worden. Treblinka, Auschwitz und die anderen Lager seien keine Vernichtungsstätten, sondern Durchgangslager gewesen.
Der Generalplan Ost
Die im Krieg eroberten sowjetischen Gebiete sollten teilweise "germanisiert" werden. Zu diesem Zweck wollten die Nazis die einheimische Bevölkerung durch Mord und Vertreibung dezimieren und mit Wehrdörfern und Vorposten eine deutsch beherrschte Pufferzone schaffen. Offenbar entstanden, dem Kriegsverlauf und verschiedenen Vorgaben entsprechend, im Laufe der Zeit mehrere Versionen dieses Plans. Grundlage dieser Überlegungen war unter anderem Hitlers Vorstellung, man müsse "Lebensraum im Osten" gewinnen.
Andererseits waren die Nazis überzeugt, Juden und andere als minderwertig betrachtete Menschen seien Gift für den deutschen Volkskörper und müssten entfernt werden. Die vom "Generalplan Ost" beanspruchten Gebiete kamen daher für die Neuansiedlung von Juden nicht infrage. Es wäre widersinnig gewesen, die Juden aus dem deutschen Einflussbereich zu deportieren und sie dann genau dort unterzubringen, wo neue Siedlungen für Deutsche gegründet werden sollten.
Da die eroberten Gebiete so groß waren, wäre theoretisch neben den geplanten deutschen Siedlungsbereichen genug Platz für neue jüdische Siedlungen gewesen. Um die erwähnte Trennung zu gewährleisten, wäre jedoch eine detaillierte Abstimmung zwischen dem "Generalplan Ost" und den angeblichen Umsiedlungsplänen für die Juden nötig gewesen. Entsprechende Dokumente sind bis heute nicht aufgetaucht. An wenigen Stellen werden die Juden zwar erwähnt, aber nicht als geografisch relevanter Faktor, der beim "Generalplan Ost" irgendwie zu berücksichtigen wäre.
Im Unterpunkt "Abgrenzung der Siedlungsräume in den besetzten Ostgebieten und Grundzüge des Aufbaues" sollte man mindestens einen entsprechenden Verweis auf die angeblichen Umsiedlungspläne für die Juden erwarten können. Das Wort "Jude" kommt jedoch im gesamten Dokument kein einziges Mal vor - gerade so, als wäre das europäische Judentum sowieso keine Größe mehr, mit der man sich irgendwie befassen musste.
Im "Generalplan Ost" gibt es Überlegungen zu "Siedlerbedarf und Aufbaukosten", und man musste die neu besiedelten Gebiete mit Polizeieinheiten ausstatten und militärisch sichern. All dies wird auf die eine oder andere Weise erwähnt. Obwohl der "Generalplan Ost" nur in sehr beschränktem Maße über das Planungsstadium hinausgekommen ist, sind zahlreiche Dokumente überliefert. Vergleichbare Quellen zu den angeblichen neuen jüdischen Siedlungen gibt es nicht.
Neue jüdische Siedlungen?
Ende 1943 wurde die "Aktion Reinhardt" beendet, und die Lager Belzec, Sobibor und Treblinka wurden aufgehoben. Zu diesem Zeitpunkt hätte die angebliche Umsiedlung für mindestens anderthalb Millionen Juden weitgehend abgeschlossen sein müssen. Wir müssten für die Umsiedlung der Juden also nicht nur Planungsunterlagen wie beim "Generalplan Ost", sondern auch Hinweise auf die tatsächliche Durchführung und den Abschluss der "Aussiedlungen" finden können. Nichts dergleichen ist bekannt.
Wir haben Fahrplanunterlagen der Züge, die z.B. aus dem Warschauer Ghetto voll besetzt nach Treblinka und leer zurückgefahren sind. Bisher ist kein Dokument aufgetaucht, das einen Transport in ein gerade eingerichtetes neues jüdisches Siedlungsgebiet belegt.
Die Ghettos, die Zugtransporte und auch die Vernichtungslager wurden streng bewacht. Die Nazis waren als Wächter für den Verbleib der jüdischen Gefangenen verantwortlich. Es ist nicht denkbar, dass die Nazis die gefangenen und streng bewachten Juden in Treblinka einfach sich selbst überlassen haben, denn die Juden galten als Todfeinde der Deutschen. Man musste ja befürchten, dass die Juden einfach in ihre vorherigen Wohnorte zurückgekehrt wären. Die jüdischen Gefangenen hätten daher auch weiterhin bewacht werden müssen - auf den (angeblichen) Transporten tiefer in den Osten und ebenso danach in den neuen Wohngebieten. Diese neuen Ansiedlungen wären aufgrund der nationalsozialistischen Sicherheitsbedürfnisse im Grunde auch wieder nur streng bewachte Ghettos unter Aufsicht der Deutschen gewesen.
In Treblinka und in den anderen Lagern verliert sich jedoch die Spur. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass Wachmannschaften Transporte in die neuen Wohngebiete begleitet und neue jüdische Siedlungen bewacht hätten. Belege für die Erschießung von Juden, die unerlaubt das Warschauer Ghetto verlassen wollten, gibt es. Für die angeblichen neuen jüdischen Siedlungen ist nichts dergleichen dokumentiert, nicht einmal ein Weihnachtsgruß eines Wachmanns, der seinen neuen Einsatzort im Osten erwähnt.
Es gibt auch keine Hinweise darauf, wie das Konkurrenzverhältnis um Transportkapazitäten zwischen der kämpfenden Truppe und den angeblichen Umsiedlungen behandelt wurde. Das Fehlen entsprechender Dokumente lässt bisher nur den Schluss zu, dass es eine solche Konkurrenz nicht gab.
Bei alledem sollte man nicht vergessen, dass diese angeblichen neuen Siedlungen für Juden im Rücken der Front, also hinter der kämpfenden Truppe, eingerichtet worden wären. Es gibt keinerlei Dokumente, die in Zusammenhang mit diesen angeblichen Ansiedlungen auf irgendeine Art von Absprache zwischen Wehrmacht und Zivilverwaltung schließen lassen, und kein einziger General hat sich darüber beschwert, dass es doch ein Unding sei, wenn man im Rücken der kämpfenden Truppe Hunderttausende feindliche Juden aus Warschau einquartiert.
Die Nazis hatten kompetentes Personal, das fähig war, relativ zügig Vernichtungs- und Arbeitslager einzurichten. In Auschwitz gab es zu diesem Zweck eine zentrale Bauleitung. Dort war der Sachverstand konzentriert, den man auch für den Aufbau neuer jüdischer Siedlungen im Osten benötigt hätte. Wir kennen keinen Beleg dafür, dass ein Mitarbeiter in den Osten versetzt worden oder mit dem Entwurf neuer Siedlungsprojekte betraut worden wäre.
Auch die neuen Wohngebiete der angeblich umgesiedelten Juden hätten entsprechend geräumt werden müssen - im Gegensatz zum Generalplan Ost allerdings vor Ende des Krieges, weil die Juden, wie Generalgouverneur Frank ganz richtig sagte, schon 1943 weitgehend aus Polen verschwunden waren. Eine Vertreibung nach Sibirien an der hart umkämpften Front vorbei kam nicht infrage. Somit stellt sich hier zusätzlich noch die Frage, was aus den Einheimischen geworden ist, die den neuen jüdischen Siedlungen doch hätten weichen müssen.
Weder die seriöse Geschichtswissenschaft noch die "Revisionisten" können Belege, Dokumente oder Zeugenaussagen für die Umsiedlung einer großen Zahl von Juden und/oder einheimischen Bewohnern im beschriebenen Kontext vorlegen.
Nichts zu finden
Es gab von Seiten der "Revisionisten" einige eher zaghafte Versuche, irgendwo und irgendwie doch noch Hinweise auf neue jüdische Siedlungen zu finden. Diese Ansätze hat die Website holocaustcontroversies (E) jedoch als nicht überzeugend verworfen.
Der Holocaustleugner Jürgen Graf hat fast zwei Jahrzehnte lang in Russland gelebt und spricht die Landessprache. Zusammen mit Carlo Mattogno hat er nach eigenen Angaben in einem Moskauer Archiv mehr als 80.000 Dokumente der Zentralbauleitung Auschwitz gesichtet. Hätte er einen Hinweis auf die Realisierung von Umsiedlungsplänen für die Juden gefunden, er hätte es uns sicherlich triumphierend wissen lassen.
Auschwitz bestand aus drei großen Abteilungen (Stammlager, Birkenau und Monowitz). Neben den Vernichtungsanlagen gab es dort auch weitläufige Baracken für Zwangsarbeiter. Die Bauleitung hatte große Erfahrung darin, in einer dünn besiedelten Region ein riesiges Lagersystem aus dem Boden zu stampfen. Dieses Wissen wäre bei der Einrichtung der neuen jüdischen Siedlungen wertvoll gewesen, zumal Auschwitz ja angeblich ebenfalls ein Durchgangslager gewesen sein soll.
Es wäre gewissermaßen der "Goldstandard" der Holocaustleugnung, wenn man ein um 1943 neu gegründetes jüdisches Dorf mit Einwohnern finden könnte, die beispielsweise aus Warschau über Treblinka dorthin gelangt sind. So etwas zu entdecken, müsste sogar sehr leicht sein. Allein aus dem Warschauer Ghetto wären 300 neue Siedlungen mit jeweils 1000 Bewohnern entstanden, und neben Warschau gab es noch zahlreiche weitere Ghettos.
Die Leere
Die "Revisionisten" zielen überwiegend auf das, was angeblich nicht geschehen sei, also etwa die Massenvergasungen in den Vernichtungslagern. Dies allein reicht aber nicht. Hätten sie recht, dann müssten sie auch belegen können, was mit den angeblich nicht ermordeten Juden stattdessen geschehen sein soll. Ihre Erklärung müsste zudem erheblich besser begründet sein als alles, was wir bis jetzt dank der seriösen Geschichtswissenschaft gelernt haben.
Wir kennen viele Dokumente über die Transporte von Juden aus ganz Europa in die Ghettos in Polen. Wir haben Zeugnisse aus den Ghettos selbst und von den Bewachern. Wir haben Fahrplanunterlagen und Belege für die Zugtransporte und deren Ankunft z.B. in Treblinka. Wir können beweisen, dass die Juden im Lager eingetroffen sind und auch dort bewacht wurden. All das ist gut dokumentiert, und bis zu diesem Punkt gibt es auch keine wesentlichen Einwände der Holocaustleugner.
Aber dann auf einmal - nichts mehr. In Treblinka verliert sich die Spur der eingelieferten Juden. Dort, wo angeblich die "Umsiedlung der Juden in den Osten" stattgefunden hat, klafft in der Argumentation der Holocaustleugner ein schwarzes Loch.
Es ist bezeichnend, dass die Holocaustleugner an die Beweise für den Massenmord an den Juden fast unerfüllbar hohe Ansprüche stellen, während sie sich in Bezug auf die angebliche Umsiedlung der Juden mit allgemeinen und vagen Hinweisen zufrieden geben.
Vermutlich haben Graf und Mattogno gar nicht erst in diese Richtung nachgeforscht. Sie wissen, dass dort nichts zu finden ist.