Gerd Schultze-Rhonhof

Der Krieg der viele Väter hatte

Gerd Schultze-Rhonhof: Der Krieg der viele Väter hatte
Der Krieg der viele Väter hatte

Christian Harmanns Rezension in der FAZ vom 26.11.2003 ist deutlich genug. Ähnlich negativ urteilen die Welt unter dem Titel "Der Stoff, aus dem die Mythen sind" am 20.11.2003 und der Historiker Reiner F. Schmidt in der FAZ vom 6.5.2009 unter dem Titel "Adolf der Vertragstreue". Der Inhalt der Besprechungen soll hier nicht wiederholt werden.

Es lohnt sich aber durchaus, einen Blick aufs Detail zu werfen und Schultze-Rhonhofs Argumentation an einigen konkreten Stellen näher zu beleuchten.

Der "Fall Grün"

Einerseits scheut sich der Autor nicht, die Zerschlagung der Rest-Tschechei als Verbrechen Hitlers anzuprangern, andererseits ist er bei Äußerungen, die Hitler belasten könnten, sehr zurückhaltend. So zitiert er etwa aus der "Studie Grün" vom 22.04.1938 nur den folgenden Satz:

Strategischer Überfall aus heiterem Himmel ohne jeden Anlaß oder Rechtfertigungsmöglichkeit wird abgelehnt.

Schultze-Rhonhof, Der Krieg ..., S. 143

Ergänzt durch etwas mehr Kontext, klingt das Zitat doch erheblich anders:

A. Politisch.

1. Strategischer Überfall aus heiterem Himmel ohne jeden Anlaß oder Rechtfertigungsmöglichkeit wird abgelehnt. Da Folge: feindliche Weltmeinung, die zu bedenklicher Lage führen kann. Solche Maßnahmen nur zur Beseitigung des letzten Gegners auf dem Festlande berechtigt.

2. Handeln nach einer Zeit diplomatischer Auseinandersetzungen, die sich allmählich zuspitzen und zum Kriege führen.

3. Blitzartiges Handeln auf Grund eines Zwischenfalles (z. B. Ermordung des deutschen Gesandten im Anschluß an eine deutschfeindliche Demonstration).

(...)

C. Propaganda.

1. Flugblätter für das Verhalten der Deutschen in Grünland.

2. Flugblätter mit Drohungen zur Einschüchterung der Grünen.

"Studie Grün", 22.04.1938

Warum spricht Hitler hier über die Beseitigung des letzten Gegners auf dem Festland? Schultze-Rhonhof weiß die Antwort nicht, oder er weiß sie und will sie seinen Lesern nicht zumuten.

Der Krieg begann erst 1939. Sinnvoll ist dies nur, wenn Hitler den Krieg schon zu diesem Zeitpunkt vorhersieht - und da es keine akute Bedrohung gibt, kann er nur an einen Krieg denken, den er selbst beginnen will. Außerdem deutet sich in diesem Zitat bereits an, dass Hitler bei der Destabilisierung der Tschechoslowakei tatkräftig mitzuwirken gedachte. Die weiteren Fassungen zum "Fall Grün" und die abschließende Planung zur Zerschlagung der Rest-Tschechei werden teilweise sogar noch erheblich deutlicher.

Aus Hitlers Weisung vom 20.5.1938 zitiert Schultze-Rhonhof auf Seite 146 nur den folgenden Teil:

Es liegt nicht in meiner Absicht, die Tschechoslowakei ohne Herausforderung schon in nächster Zeit durch eine militärische Aktion zu zerschlagen, es sei denn, daß eine unabwendbare Entwicklung der politischen Verhältnisse innerhalb der Tschechoslowakei dazu zwingt.

Dies grenzt nun schon an vorsätzliche Zitatfälschung. Vollständig lautet der Satz:

Es liegt nicht in meiner Absicht, die Tschechoslowakei ohne Herausforderung schon in nächster Zeit durch eine militärische Aktion zu zerschlagen, es sei denn, daß eine unabwendbare Entwicklung der politischen Verhältnisse innerhalb der Tschechoslowakei dazu zwingt oder die politischen Ereignisse in Europa eine besonders günstige und vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit dazu schaffen.

Außerdem unterschlägt Schultze-Rhonhof einige aufschlussreiche Formulierungen, die abermals zeigen, dass Hitler längst einen Krieg ins Auge gefasst hatte, während alle anderen Beteiligten noch hofften, eine friedliche Lösung zu finden. Hitler spricht beispielsweise von "einer Zeit zunehmender diplomatischer Auseinandersetzungen, die mit militärischen Vorbereitungen verknüpft sind und die dazu genützt wird, die Kriegsschuld dem Gegner zuzuschieben." (Weisung Grün, 20.5.1938)

Auch in diesem Dokument klingt an, dass Hitler eine günstige Gelegenheit sofort ergreifen oder sich den Anlass zum Angriff auf die Tschechoslowakei selbst schaffen will.

Die Weisung vom 30.5.1938 bringt der Autor mit einer "Gefahr an Deutschlands Hintertür" in Zusammenhang und schreibt: "Am 30. Mai 1938 befiehlt Hitler Keitel, die Wehrmacht in aller Stille auf einen Angriff auf die Tschechoslowakei vorzubereiten und zwar so, daß ein Feldzug dazu ab 1. Oktober 1939 begonnen werden könnte". (Schultze-Rhonhof, S. 147).

Diese Weisung enthält abermals einiges, was Schultze-Rhonhof seinen Lesern gar nicht erst zumuten will. Die Weisung beginnt so:

1. Politische Voraussetzungen.

Es ist mein unabänderlicher Entschluß, die Tschechoslowakei in absehbarer Zeit durch eine militärische Aktion zu zerschlagen. Den politisch und militärisch geeigneten Zeitpunkt abzuwarten oder herbeizuführen, ist Sache der politischen Führung.

Eine unabwendbare Entwicklung der Zustände innerhalb der Tschechoslowakei oder sonstige politische Ereignisse in Europa, die eine überraschend günstige, vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit schaffen, können mich zu frühzeitigem Handeln veranlassen. Die richtige Wahl und entschlossene Ausnützung eines günstigen Augenblicks ist die sicherste Gewähr für den Erfolg. Dementsprechend sind die Vorbereitungen unverzüglich zu treffen.

Auch hier zeigt sich die unbedingte Entschlossenheit Hitlers zum Krieg. Zudem kommt Hitler noch einmal auf die schon angesprochene Destabilisierung der Tschechoslowakei zurück:

Der Propagandakrieg muß einerseits die Tschechei durch Drohungen einschüchtern und ihre Widerstandskraft zermürben, andererseits den nationalen Volksgruppen Anweisungen zur Unterstützung des Waffenkrieges geben und die Neutralen in unsrem Sinne beeinflussen.

(Studie Grün, 30.05.1938)

Im gesamten Dokument ist - entgegen Schultze-Rhonhofs Andeutungen - nirgends die Rede davon, dass Hitler einer Gefahr begegnen möchte. Vielmehr sieht er sich selbst als den Handelnden und stellt lediglich Überlegungen an, unter welchen Bedingungen die Eroberung der Tschechoslowakei am günstigsten durchzuführen wäre. Eine echte Gefahr, wie Schultze-Rhonhof suggeriert, hat Hitler in dieser Situation offenbar nicht gesehen.

Im Gesamtkonzept der Eroberung des Lebensraums im Osten war es aus Hitlers Sicht allerdings sehr sinnvoll, die Tschechoslowakei zu besetzen und den störenden "Flugzeugträger" zu beseitigen. Solche übergreifenden, den gesamten Kontext erfassenden Überlegungen kommen bei Schultze-Rhonhof nicht vor, denn auch er ist ein Anhänger der Präventivkriegsthese: Hitler sei mit seinem Überfall auf die Sowjetunion einem Angriff Stalins nur knapp zuvorgekommen. Vor diesem Hintergrund leuchtet ein, dass der Autor Hitlers Motive und Entscheidungen etwas eigenwillig darstellt und nicht ins Bild passende Dokumente als Fälschungen abtut.

Henlein und Tiso beim Führer

Am 25.3.1938 stattete der Führer der Sudetendeutschen Partei Hitler einen Besuch ab. Schultze-Rhonhof schreibt auf Seite 142, Hitler und Ribbentrop hätten Henlein geraten, maximale Forderungen an die Tschechoslowakei zu stellen, um letztlich "die volle Freiheit" der Sudetendeutschen zu erreichen. Schultze-Rhonhof zitiert aus den Akten zur Auswärtigen Deutschen Politik nur diesen Satz:

Das Reich wird von sich aus nicht eingreifen. Für die Ereignisse sei er, Henlein, zunächst selbst verantwortlich.

Das klingt zurückhaltend und ist - freundlich ausgedrückt - nur die halbe Wahrheit. Im Dokument heißt es gleich danach:

Henlein hat dem Führer gegenüber seine Auffassung folgendermaßen zusammengefasst: Wir müssen also immer so viel fordern, daß wir nicht zufriedengestellt werden können. Diese Auffassung bejahte der Führer.

ADAP, Serie D, Band II, Dokument 107

Hier wird bereits deutlich, was wenig später in den Anweisungen zum "Fall Grün" einen Ausdruck fand. Hitler wollte die Tschechoslowakei auf jeden Fall zerschlagen und bemühte sich gleichzeitig, das Land von innen zu zersetzen. Die Trennung der Slowakei von der Tschechei geschah später ebenfalls auf Druck von Hitler.

Am 13. März 1939 reiste der slowakische Ministerpräsident Tiso nach Berlin. Schultze-Rhonhof zitiert hier nur eine Äußerung, aus der hervorgeht, dass Hitler kein Interesse an der Slowakei habe. Auch dies sieht auf den ersten Blick völlig friedlich aus.

In Wirklichkeit hat Hitler starken Druck auf Tiso ausgeübt: Entweder die Slowakei löst sich von Prag und nimmt den Schutz Deutschlands in Anspruch, oder er überlässt sie ihrem Schicksal, was möglicherweise eine Besetzung durch Ungarn bedeutet hätte. Während des Gesprächs trafen - sehr passend für den Anlass - Meldungen über ungarische Truppenbewegungen an der slowakischen Grenze ein (vgl. Freund (1), S. 438 und Domarus, S. 1091f). Am 15. März ging das gewünschte Telegramm bei Hitler ein, am 16. März 1939 antwortete Hitler, dass er den Schutz des aus der Tschechoslowakei herausgelösten slowakischen Staates übernehme, am frühen Morgen dieses Tages begann die Besetzung der Rest-Tschechei.

Das Hoßbach-Protokoll

Schultze-Rhonhof bezeichnet Hoßbachs Aufzeichnungen vom 5.11.1937, in denen Hitlers Wille zum Krieg deutlich zum Ausdruck kommt, als ganz oder teilweise gefälscht und schreibt:

Der Weg der Hoßbach-Niederschrift von 1937 bis 1946 läßt ein paar Fragen offen. Es kann sein, daß das "Hoßbach-Protokoll" nach Inhalt, Schärfe und Nuancen wiedergibt, was Hitler der Generalität im November 1937 offenbart. Es kann auch sein, daß die Niederschrift auf ihrem Weg nach Nürnberg so überarbeitet worden ist, daß sie erst dadurch zum Beweisstück wird. Immerhin schreibt der Luftwaffenadjutant Hitlers von Below, daß die Kopie nach seiner Erinnerung länger ist, als das Original, das er gesehen hat. Reichsmarschall Göring weist 1946 im Nürnberger Prozeß daraufhin, daß einige der Punkte und Formulierungen im vorliegenden "Beweisstück" so nicht der Stil des Führers waren(35).

Schultze-Rhonhof, S. 302

Schultze-Rhonhof kennt die Schriftenreihe "Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (VfZ)" des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, denn er benutzt und zitiert sie gelegentlich in seinem Buch. Im Heft 1990/2 erschien dort ein Artikel von Bradley F. Smith, der die offenen Fragen in Zusammenhang mit diesem Dokument abschließend klärt. Smith schreibt, die bisherigen Ansätze seien nicht immer frei von Irrtümern gewesen, und fasst das Ergebnis seiner Forschungen folgendermaßen zusammen:

1.) Vierzig Jahre gelehrter Fährtensuche auf der mit Kniffligkeiten und Zweifeln bepflasterten Kirchbach-Martin-Übermittlungsroute bewegten sich in der Tat stets auf einer falschen Spur.

2.) PS-386 ist und war immer die Niederschrift Hoßbachs.

Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 1990/2

Schultze-Rhonhof stützt sich in der Fußnote (35) auf Belows Buch Als Hitlers Adjutant, das 1980 erschienen ist, und erwähnt die 1990 erschienene Arbeit von Smith mit keinem Wort. Er hätte sie mindestens ansprechen und gegebenenfalls erklären müssen, warum er Smith nicht folgen will. Die Tatsache, dass er nicht einmal die Existenz dieser Arbeit anerkennt, legt den Verdacht nahe, dass Schultze-Rhonhof mit der veralteten, überholten Quelle arbeitet, weil er die neue nicht widerlegen kann, und weil ihm deren Ergebnis nicht ins Konzept passt: Die Hoßbach-Niederschrift ist echt.

Die Schmundt-Niederschrift

Auch das Schmundt-Protokoll, in dem Hitler ausführlich über seine Kriegsabsichten spricht, greift Schultze-Rhonhof mit eher schwachen Argumenten an. Das Buch Als Hitlers Adjutant, das Schultze-Rhonhof an verschiedenen Stellen ein halbes Dutzend Mal bemüht hat, bleibt in diesem Fall außen vor, denn Below schreibt auf Seite 164:

Heute besteht kein Grund, die Echtheit von Schmundts Niederschrift zu verheimlichen. Die aufgeführten Teilnehmer waren alle anwesend, auch Göring und Oberst Warlimont (...) Im übrigen entsprach der Inhalt der Niederschrift Hitlers Gedanken aus jener Zeit, wie ich sie nicht nur aus der Besprechung vom 23. Mai her kannte, sondern auch aus einzelnen anderen Gesprächen Hitlers im Kreise der Militärs.

Offenbar hat Schultze-Rhonhof sich aus seinen Quellen immer gerade das herausgesucht, was seine schon vorher gefasste Meinung bestätigt hat. Auch hier hätte er zugeben müssen, dass ihm sein eigener Zeuge widerspricht, und erklären, warum er ihm in einem Fall folgt und im anderen nicht.

Die Besprechung am 22.8.1939 auf dem Obersalzberg

Von dieser Besprechung am 22.8.1939 auf dem Obersalzberg, an der die Heeresgruppen- und Armeeführer der drei Wehrmachtteile teilnahmen, sind mehrere Mitschriften überliefert. Auch hier hat Hitler sich eindeutig und unmissverständlich über seine Kriegspläne geäußert.

Ein wichtiger Zeuge ist für Schultze-Rhonhof der Generaladmiral Boehm, der ebenfalls eine Mitschrift angefertigt hat:

(...) gerade Generaladmiral Boehm hat diese zweite Version durch Vergleiche mit seinem eigenen Protokoll als Fälschung bloßgestellt.

Schultze-Rhonhof, S. 324

Auch in diesem Fall hat Schultze-Rhonhof darauf verzichtet, die Schriftenreihe des IfZ zu konsultieren. Dabei hätte er in Heft 1971/3 sogar eine Zuschrift von Boehm selbst finden können, in der Boehm einen früheren Beitrag von Winfried Baumgart (Heft 1968/2) zu der Besprechung auf dem Obersalzberg kritisiert.

Boehm bekräftigt dort einige seiner Kritikpunkte und erklärt abermals, dass die berühmte Äußerung Hitlers - "Ich habe nur Angst, daß mir noch im letzten Moment irgend ein Schweinehund einen Vermittlungsplan vorlegt" - in dieser Form nie gefallen sei. Schultze-Rhonhof greift dies unter Berufung auf Böhm auf (S. 328).

Warum lässt sich Schultze-Rhonhof die Gelegenheit entgehen, auf Boehms Brief hinzuweisen, der seine Position unterstützt? Da Schultze-Rhonhof die Schriftenreihe des IfZ kennt, ist anzunehmen, dass ihm auch Baumgarts Beitrag und Boehms Brief bekannt sind.

Möglicherweise liegt es daran, dass Boehm einerseits das Hoßbach-Protokoll kritisiert, andererseits aber kein Blatt vor den Mund nimmt:

Da ich weder "hitlerhörig" noch Widerstandskämpfer war, erfolgten meine Aufzeichnungen und die folgende ausführliche Niederschrift rein sachlich entsprechend den Ausführungen Hitlers. Ich habe daher auch für ihn Belastendes aufgenommen, so den Satz: "Die Auslösung des Konfliktes wird durch eine geeignete Propaganda erfolgen. Die Glaubwürdigkeit ist dabei gleichgültig, im Sieg liegt das Recht."

Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 1971/3

Dies entspricht nun wiederum sehr genau einer Passage aus dem angeblich gefälschten Hoßbach-Protokoll und zeigt, dass Hitler zielstrebig auf einen Krieg hingearbeitet hat. Genau dies möchte Schultze-Rhonhof aber bestreiten, denn er will Hitler als friedliebenden Staatsmann darstellen. Er ist in der unangenehmen Lage, dass sein Zeuge ihn in Teilaspekten zu bestätigen scheint, in einem ganz entscheidenden Punkt aber entschieden widerspricht. Für Schultze-Rhonhof ist Boehms Zuschrift "vergiftet", und deshalb rührt er sie nicht an.

Im Heft 1971/3 folgt zudem auf Boehms Brief eine Erwiderung von Baumgart, in der er die Einwände Boehms weitgehend entkräftet. Auch auf die von Schultze-Rhonhof aufgegriffene "Schweinehund"-Formulierung geht Baumgart ein und sagt, allen Beteiligten sei ohnehin klar, dass die Protokolle dieses Ereignisses keine wörtlichen Mitschriften seien.

Ich wiederhole jedoch, daß es hier nicht um das Wort "Schweinehund" geht, sondern um die Frage, ob Hitler Vermittlungsvorschläge gefürchtet und dieser Sorge in seiner Ansprache in irgendeiner Form Ausdruck verliehen hat. Die Sorge vor Vermittlung in seinen Aktionen nach München ist mehrfach belegt, und dem Sinn nach hat Hitler, wie die Canaris-Aufzeichnung bezeugt, einen solchen Ausspruch getan.

(...)

Die Mitwisserschaft der Wehrmachtführung hinsichtlich des geplanten gewissenlosen Angriffskrieges (alle bekannten Versionen, auch diejenige Boehms, bringen Hitlers Ausspruch, er werde den Kriegsanlaß fabrizieren, später in der Geschichte frage niemand nach den Gründen; die meisten Versionen, nicht diejenige Boehms, sprechen vom Vernichten der "lebendigen Kräfte" Polens) - diese Mitwisserschaft ist unbestreitbar.

Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 1971/3

Schultze-Rhonhof ist hier durchaus "revisionistisch" vorgegangen, denn er hat sich aus dem, was sein Zeuge Boehm ihm bietet, das Passende herausgesucht und den Rest ignoriert. Dies würde ich allerdings keinesfalls als Betrug am Leser bezeichnen. Die Konsumenten dieser Art Literatur bekommen genau das Produkt, das sie gewünscht und bestellt haben.

Zweifelhafte Quellen

Zum Abschluss sei noch angemerkt, dass Schultze-Rhonhof gelegentlich äußerst fragwürdige Quellen benutzt. So bezieht er sich gut ein Dutzend Mal auf das Buch Die Jahrhundertprovokation des französischen Holocaustleugners Rassinier. Vielfach gibt Rassinier jedoch seinerseits für seine Behauptungen keinerlei Quellen an.

Schultze-Rhonhof scheint dem Holocaust-Leugner Rassinier vorbehaltlos zu glauben.

Anscheinend ist Schultze-Rhonhof nicht einmal aufgefallen, dass Rassinier auch das Märchen der jüdischen Kriegserklärungen bemüht, oder Rassiniers antisemitischer Zungenschlag stört ihn einfach nicht. Neben Rassinier tauchen auch andere "Revisionisten" wie Erich Kern und David Hoggan auf und werden unkritisch zitiert.

Siehe auch:

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