Alles wie gehabt
Marzahn von gestern und vorgestern
Norbert Marzahn betont immer wieder, seine Ansichten hätten sich seit 1996 geändert, und er würde heute nicht mehr das vertreten, was er damals verbreitet hat. Damals hat er mehr oder weniger die ganze Palette der Fälschungen und Verdrehungen benutzt, die man von Auschwitzleugnern kennt; das sei aber nicht mehr so, er sei kein Rechtsextremist und kein Holocaust-Leugner, der das Hitler-Regime durch Bestreiten der Massenmorde entlasten will.
Ein Vergleich der früheren mit seinen Äußerungen ab Dezember 1997 (nachdem seine etwa einjährige Schreibpause vorbei war) zeigt jedoch, dass er nach wie vor auf alte Argumentationsfiguren zurückgreift, auch wenn er sie gelegentlich leicht modifiziert oder besser maskiert, um - wie er es im Vorwort zu seinem Buch WAL erklärt, "eine verbesserte Abstimmung mit den Vorstellungen der Justiz" zu erreichen.
1. Die "jüdischen Kriegserklärungen"
Die Behauptung, die Juden hätten Deutschland den Krieg erklärt, gehört zum Handgepäck aller Auschwitzleugner. Den Massenmord in den Gaskammern leugnen sie, während sie die Ächtung, Ausgrenzung und Verfolgung der Juden im Dritten Reich als mehr oder weniger gerechtfertigte Notwehr darstellen, wobei sie unter Verweis auf die sogenannten "jüdischen Kriegserklärungen" behaupten, Hitler hätte sich ja nur gegen die aggressiven Juden gewehrt. (An anderer Stelle behaupten sie dann wieder, Hitler hätte den Juden überhaupt nichts getan, und auch in dieser Widersprüchlichkeit unterscheidet Norbert Marzahn sich nicht von allen anderen Auschwitzleugnern.)
In jüngster Zeit deutet Norbert Marzahn die Ausschreitungen gegen Juden folgendermaßen um: Die Juden wären in Deutschland verfolgt - aber nicht ermordet - worden, weil Hitler den Auftrag gehabt hätte, sie nach Palästina zu treiben. Am zentralen Punkt, an der Tatsache also, dass es seiner Meinung nach eine "jüdische Kriegserklärung" gegeben habe, lässt Norbert Marzahn nach wie vor keinen Zweifel aufkommen.
Im Jahre 1996 hat Norbert Marzahn dazu gesagt:
Der erste bekannte Abdruck der jüdischen Kriegserklärung an Deutschland erfolgte im Daily Express, London, am 24.3.33 auf der Titelseite mit der mehrspaltigen Überschrift 'JUDEA DECLARES WAR ON GERMANY'. Der Krieg wurde zunächst als Wirtschaftskrieg, Boykottkrieg angegangen.
Nach der schöpferischen Pause klang das bei ihm so:
JUDEA DECLARES WAR ON GERMANY
Laut "Daily Express" wuerden sich alle wiederum angeblich 14 Millionen Neojuden der Erde mit Deutschland im "Heiligen Krieg" (sacred war) sehen. Der Krieg wurde zunaechst als Boykottkrieg gefuehrt und fuehrte zu umfangreichen Boykott-Propagandaaktivitaeten in etlichen Laendern, vor allem in den USA, England und Frankreich.
Diese sogenannte "jüdische Kriegserklärung" geht auf einen Zeitungsartikel mit dem Titel "Judea Declares War On Germany" zurück. Bestenfalls wäre dies also ein Bericht über eine Kriegserklärung, keinesfalls aber die Kriegserklärung selbst. Das Original dieser "Kriegserklärung", über die da angeblich berichtet wurde, konnte allerdings bis heute niemand vorlegen, und kein Holocaust-Leugner kann die Namen der Leute nennen, die diese Erklärung verfasst haben sollen. Das ist auch kein Wunder, denn wenn man den Artikel liest, stellt man fest, dass sich der reißerisch aufgemachte Zeitungsartikel um Boykottaufrufe gedreht hat.
Weitere Informationen zum Thema "jüdische Kriegserklärungen" sind auf einer anderen Seite zu finden.
2. Die 4 Millionen von Auschwitz
Kurz nach dem Krieg haben die Sowjets verbreitet, in Auschwitz wären vier Millionen Menschen ermordet worden. Diese Zahl stand auch auf Tafeln in der Gedenkstätte Auschwitz. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks wurde das geändert, und aufgrund dieser Veränderung fordern Auschwitzleugner, man müsse nun auch die Gesamtzahl der Opfer des Holocaust entsprechend reduzieren.
Im Jahre 1996 hat Norbert Marzahn sich zu diesem Punkt folgendermaßen geäußert:
Wenn ursprünglich fast 4 Millionen Juden in Auschwitz umkamen, und dies nun selbst von Euch auf 1,1 Millionen reduziert wird, die 6-Millionen-Zahl aber konstant bleibt, auf welche Vernichtungslager addierte man dann die 2,9 vorläufig fehlenden Millionen hinzu ?
Zwei Jahre später sagte Norbert Marzahn dazu dies:
Nun waren ja durch die allgemein akzeptierte Reduzierung von Auschwitz von 4 Millionen auf 1 Million Anfang der 90er 3 Millionen einfach weg, weshalb ich eine zeit lang von dann auch insgesamt 3 Millionen Opfern (6 minus 3) ausging (...)
Die Irreführung der Holocaust-Leugner liegt in diesem Fall darin, dass die Zahl von vier Millionen Auschwitz-Opfern seit Anfang der fünfziger Jahre als Produkt der sowjetischen Propaganda bekannt ist. Die falsche Zahl ist nie in die Berechnungen der Gesamtzahl der jüdischen Opfer eingegangen. Raul Hilberg legt in Die Vernichtung der europäischen Juden (erschienen 1961) für Auschwitz eine Million Opfer zugrunde und kommt bei sehr vorsichtigen Berechnungen auf eine Gesamtzahl von 5,1 Millionen jüdischen Opfern; neuere Forschungen führen zu einer Gesamtzahl von über 6 Millionen jüdischen Opfern.
Da die falsche Zahl von vier Millionen Auschwitz-Opfern niemals in die Berechnung der Gesamtzahl der Opfer des Judenmordes aufgenommen worden ist, braucht diese Gesamtzahl natürlich auch nach Änderung der Tafeln in der Gedenkstätte nicht revidiert zu werden.
Auf einer anderen Seite können weitere Informationen zu den 4 Millionen von Auschwitz abgerufen werden.
3. Der korrekte Herr Walendy
Udo Walendy produziert seit Jahrzehnten Material, das von Auschwitzleugnern herangezogen wird, um dieses und jenes zu "beweisen" - beispielsweise, dass England, Frankreich, Polen, die USA und überhaupt alle anderen und ganz besonders die Juden - nur nicht Deutschland und das Hitler-Regime - für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verantwortlich gewesen wären. Was ein richtiger Holocaust-Leugner ist, der lässt auf Herrn Walendy nichts kommen.
1996 hat Norbert Marzahn zusammen mit Thekla Kosche und Helmut Fuchs eine Veranstaltung dieses rechtsextremistischen Geschichtsklitterers besucht:
Anschließend fuhren wir zu einem Lesertreffen von Udo Walendy nach Altenburg wo wir auch Helmut Fuchs trafen.
1998 war Norbert Marzahn mit kleinen Abstrichen nach wie vor der Meinung, dass der Geschichtsfälscher Walendy redlich arbeitet:
Das Problem ist, dass er wirklich korrekt und penibel zitiert, praesentiert und so weiter. Alles, was von Walendy kommt, ist insoweit solide. Er luegt nicht. Aber er laesst eben auch aus. Und darin kann eine Verzerrung ohne Falschbehauptung liegen.
In Wirklichkeit arbeitet Walendy mit manipulierten Zitaten, und gelegentlich lügt er sogar und behauptet beispielsweise, in Quellen Dinge nicht gefunden zu haben, die nachweislich in ihnen zu finden sind.
Weitere Informationen zu Walendys Arbeitsweise gibt es auf einer anderen Seite.
4. Daniel Goldhagen: der unfreiwillige Helfer
Im Dezember 1996 hat Norbert Marzahn folgendes geschrieben:
Das National-Journal 7/96 zitiert zu Daniel Goldhagen den Spiegel Nr. 21/1996. Prueft nach !
Denn dort wird Goldhagen so zitiert:
"Vergasung war eine NEBENERSCHEINUNG des Abschlachtens der Juden durch die Deutschen."
Hier wird also bereits klar, wohin die Reise sanft fuehren wird !
Sie haben die Unhaltbarkeit der Massenvergasungsthese erkannt und sind um den allmaehlichen Ausstieg bemueht.
Auch im Jahre 1998 hat Norbert Marzahn dieses Zitat noch verwendet, um den Holocaust in Frage zu stellen:
In Zweifel stehen die 6 Millionen und (laut Goldhagen) die Annahme von Massenvergasungen (Vergasungen bei Goldhagen = Nebenerscheinung).
Ein beliebter Trick der Holocaust-Leugner besteht darin, Äußerungen von echten oder vermeintlichen Autoritäten zu nehmen, von denen man niemals Zweifel am Holocaust erwarten würde, und durch Manipulation oder gar Fälschung von Zitaten den Eindruck zu erwecken, sogar diese Autoritäten würden plötzlich die Realität der nationalsozialistischen Massenvernichtungen in Frage stellen. Zu diesem Mittel greift das von Norbert Marzahn zitierte National-Journal, und wie man sieht, arbeitet Norbert Marzahn heute noch mit der Technik, die er bei den Holocaust-Leugnern gelernt hat. Die Art und Weise, wie er Goldhagen vorsätzlich missversteht, kann man nur als bösartig bezeichnen.
Einzelheiten zu diesem Goldhagen-Zitat aus dem SPIEGEL stehen auf einer anderen Webseite.