Das ABC der Auschwitzleugner

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Präventivkriegsthese

Die Präventivkriegsthese besagt, Hitlers Überfall auf die Sowjetunion sei ein Präventivkrieg gewesen, da Hitler einem Angriff Stalins nur knapp zuvorgekommen sei. Die Präventivkriegsthese gilt in der Geschichtswissenschaft als widerlegt, findet allerdings in revanchistischen und "revisionistischen" Kreisen großen Anklang, zumal sie hervorragend geeignet ist, Hitlers rücksichtslose Eroberung von "Lebensraum im Osten" nachträglich als Maßnahme zu rechtfertigen, die bewusst oder unbewusst der Gefahrenabwehr gedient habe.

Ein grundlegendes Problem dieser These besteht darin, dass man Hitler die Absicht, einen Präventivkrieg zu führen, nicht nachweisen kann; oder jedenfalls unternehmen die Vertreter der Präventivkriegsthese keine entsprechenden Versuche, wie Gerd Ueberschär in Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion 1941 sagt (S. 56).

Es gibt offenbar keine Dokumente, denen zufolge Hitler sinngemäß das Folgende gesagt hätte: "Uns droht unmittelbar ein Angriff der Sowjetunion, wir müssen uns jetzt beeilen, um dem zuvorzukommen." Gleichzeitig werden Hitlers programmatische Überlegungen (etwa: Gewinnung von "Lebensraum im Osten") heruntergespielt oder gar nicht erst wahrgenommen.

Zudem sind den deutschen Truppen während des Krieges die Stäbe von Armeen und Verbänden in die Hände gefallen. In den dort erbeuteten Dokumenten findet sich jedoch kein einziger Hinweis darauf, dass die sowjetischen Truppen einen Befehl von Stalin bekommen hätten, Deutschland in allernächster Zukunft anzugreifen. Nur unter der Voraussetzung, dass es solche kurzfristigen Angriffsabsichten gab, wäre aber die These eines Präventivkriegs überhaupt haltbar.

Offenbar befahl Hitler schon im Juli 1940, den Angriff auf die Sowjetunion vorzubereiten, der schließlich aber erst 1941 stattfand. Ende 1940 erließ Hitler die Weisung Nr. 21 zum "Unternehmen Barbarossa", in der von einem Angriff seiner eigenen Truppen, aber nicht von der Abwehr eines feindlichen Angriffs die Rede ist.

Hätte Hitler einen Präventivkrieg führen wollen, müssten sich in diesem wichtigen Dokument, das den Feldzug gegen die Sowjetunion und dessen Rahmenbedingungen umreißt, mindestens einige Andeutungen finden lassen, dass der Diktator von einer akuten, unmittelbaren Bedrohung ausgegangen ist. Solche Hinweise existieren jedoch nicht.

Die Argumentationsprobleme mancher Vertreter der Präventivkriegsthese kommentiert Gerd Ueberschär folgendermaßen:

Was dabei herauskommt, ist ziemlich absonderlich: Der deutsche Diktator muß, als er der deutschen Wehrmacht befahl, die UdSSR zu überfallen, einen Präventivkrieg geführt haben, ohne es selbst zu wissen.

Wichtige Vertreter der Präventivkriegsthese sind die Autoren Joachim Hoffmann, Viktor Suworow und David Hoggan, die sich allerdings aus jeweils unterschiedlichen Gründen selbst in Misskredit gebracht haben. Unter anderem auf diese Autoren beruft sich Stefan Scheil, der ebenfalls die Präventivkriegsthese vertritt, auf seiner Homepage.

Siehe auch:

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