Das ABC der Auschwitzleugner
Abegg-Gelpke-Archiv
Wilhelm Abegg (1876-1951) war unter Minister Carl Severing preußischer Staatssekretär für das Polizeiwesen. Im Juli 1932 - kurz nach dem sogenannten "Altonaer Blutsonntag" und dem "Preußenschlag" - wurden Abegg und Severing ihrer Ämter enthoben. Anfang 1933 emigrierte Abegg in die Schweiz.
Angeblich hätte Abegg eine Reihe von Dokumenten hinterlassen, aus denen hervorgehen soll, dass Hitler aus dem Ausland und vor allem von Juden finanziert worden sei. Gelegentlich wird auch behauptet, das preußische Innenministerium habe unter Minister Severing aus diesem Grund Ermittlungen gegen Hitler durchgeführt, und in Abeggs Akten fänden sich entsprechende Beweise.
Nach Deschner, Der Moloch S. 223, sollen Abeggs Ermittlungsakten konkret auf einen "Bankier Warburg" als Hitler-Finanzier hinweisen. Deschner bietet jedoch keinerlei Belege für seine Behauptung an, Warburg habe Hitler mit 32 Millionen Dollar unterstützt. Der so genannte "Warburg-Bericht" ist zudem längst als Fälschung entlarvt.
Jean Ledraque (vermutlich ein Pseudonym für Hennecke Kardel) druckt im ersten Teil von "Springers Nazionismus" Sondereggers Version des "Warburg-Berichts" nach und führt im Anhang zusätzlich einige nichtssagende Dokumente an, die größtenteils noch nicht einmal von Abegg selbst, sondern von Alhard Gelpke aufgrund diverser Erinnerungen und Notizen verfasst wurden.
Das Schweizerische Sozialarchiv schreibt:
Das "Abegg-Archiv" wurde für verschiedene Publikationen ausgewertet; es hat allerdings keinen Quellenwert und muss als Fälschung spektakulären Ausmasses betrachtet werden.
Über Gelpke erfährt man bei der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich:
Als "Geheimarchivar" produzierte er mit Unterstützung seiner zweiten Frau vor allem in den fünfziger Jahren umfangreiche Pseudoakten, die er ergänzt durch einzelne Originalbriefe, Artikel und Schriften als "Abegg-Archiv" ausgab; 1959 verkaufte er dieses für 8'000 Franken über Dr. Michael Kohl der DDR. Weitere Produktionen aus dem "Abegg-Archiv" schenkte er verschiedenen Instituten und Archiven in den USA, in Deutschland und in der Schweiz und sicherte sich so einen Platz in der Geschichte, bis 1980 durch Klaus Urner nachgewiesen wurde, dass das "Abegg-Archiv" eine Fälschung ist.
Obwohl schon länger bekannt ist, dass es sich um eine Fälschung handelt, werden das Abegg-Archiv und seine Reinkarnation in "Springers Nazionismus" nach wie vor als vermeintlicher Beweis für die Finanzierung Hitlers durch ausländische, vor allem jüdische Geldgeber benutzt.