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Braune Verschwörungsesoterik

Jo Conrad

Jo Conrad ist der Autor des Buchs Entwirrungen (1996) und weiterer Texte, in denen seine Vorliebe für rechtsextreme Standpunkte zum Ausdruck kommt. Zu klären bleibt die Frage, ob sich Conrads Standpunkt im Laufe der Jahre verändert hat.

1996: Entwirrungen

[Seitenzahlen wie in der PDF-Version.]

Conrad ist der Ansicht, die Bücher Jan van Helsings "können jedem nur wärmstens ans Herz gelegt werden" (S. 48); diese Bücher wimmeln vor antisemitischen Ausfällen und Fälschungen. Stellenweise lässt sich sogar nachweisen, dass van Helsing seinen Lesern die Propaganda aus Goebbels' Ministerium als historische Wahrheit verkaufen möchte.

Er stimmt den "Protokollen der Weisen von Zion" hinsichtlich einer jüdischen Weltverschwörung zu, zitiert ausgiebig daraus und nennt als Quelle Hans Werner Woltersdorf, der mindestens zeitweise den Judenmord geleugnet hat, sowie Die zionistischen Protokolle, erschienen 1931 im Leipziger Hammer Verlag (S. 51, 69ff und zahlreiche weitere Stellen). Gründer und Besitzer des Hammer Verlages war Theodor Fritsch, der Autor zahlreicher antisemitischer Traktate. [vgl. DHM, Fritsch]

Er findet Beiträge des rechtsextremen PHI "sehr erhellend" (S. 55), der sich durchaus auch mal zu der absurden Behauptung versteigt, der verstorbene Papst Johannes Paul sei Jude gewesen.

Er spricht vom "Einfluss der Juden auf ihre Wirtsländer" (S. 60). Nicht von ungefähr stellt sich hier die Assoziation ein, die Juden seien demnach als lästige Parasiten zu betrachten.

Er verbreitet die bei Antisemiten beliebte Behauptung, die meisten Juden seien keine Semiten (S. 60), weshalb der Begriff des Antisemitismus nicht benutzt werden dürfe.

Er greift die Behauptung auf, Hitler sei durch jüdische Finanziers an die Macht gekommen (S. 63).

Er meint, viele Aussagen bei den Nürnberger Prozessen seien "aufgrund von Misshandlungen und Falschaussagen von Zeugen zustande gekommen" (S. 63). Diese Behauptung taucht bei Rechtsextremisten vor allem in Zusammenhang mit Rudolf Höß, dem Kommandanten von Auschwitz, auf.

Er bezeichnet das Tagebuch der Anne Frank indirekt als Fälschung und zieht als Beleg ausgerechnet einen Text aus dem rechtsextremen Lühe-Verlag heran (S. 63).

Er bezieht sich unkritisch bis zustimmend auf den Text Paradoxie der Geschichte von B. Uschkujnik (Lühe-Verlag), in dem der Holocaust bestritten wird (S. 71).

Auf S. 96 nennt er die "reptilienartigen Draco" als eine von mehreren Alien-Rassen, die die Erde heimsuchen. Die Ankläge an David Icke sind unübersehbar, auch wenn Conrad die Quelle nicht nennt.

In seinem Quellenverzeichnis taucht der Text Verdammter Antisemitismus von Harold C. Robinson auf; in diesem Buch wird, genau wie bei van Helsing, neben anderen antisemitischen Ausfällen auch das Märchen von den jüdischen Kriegserklärungen an Deutschland verbreitet.

2006: Freigeistforum

Am 22.7.2006 veröffentlichte Conrad im "Freigeistforum" einen offenen Brief an den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad. Darin erklärt er, dass er und viele Mitglieder des Forums "oftmals zu anderen Erkenntnisse kommen als die Medien und offizielle Politik, Medizin oder Religionen". Weiter heißt es:

Wir gehen davon aus, daß ein Dritter Weltkrieg geplant ist, der zwischen der arabischen und der zionistischen Welt entstehen soll.

Freigeistforum, Offener Brief (nicht mehr online)

Die Anklänge an die "Protokolle" sind unüberhörbar.

Conrads offener Brief sei "ein vorsichtig und allgemein formulierter Brief" - und natürlich ist Conrad viel zu höflich, auch nur mit einer Silbe Kritik daran zu üben, dass Ahmadinedschad nicht lange vorher eine Konferenz der Holocaust-Leugner nach Teheran einberufen hatte.

Man darf annehmen, dass die Weltanschauungen der Herren Ahmadinedschad und Conrad, was den Holocaust und den Hass auf die Juden angeht, recht gut miteinander harmonieren.

In diesem Forum wurden auch Briefe des inhaftierten Auschwitzleugners Germar Rudolf veröffentlicht. Ein Teilnehmer äußert die Befürchtung, Jo Conrad könne dadurch Ärger bekommen, und fährt dann fort:

jeder kann sich selber informieren im inetz wenn er das will, links kann mach auch www punkt abbc2 punkt com schreiben

Die Website www.abbc2.com trägt den Titel "Radio Islam" und gehört dem Holocaust-Leugner Ahmed Rami, der dort zahlreiche antisemitische und den Holocaust leugnende Texte verbreitet. Auch gegen diese Veröffentlichung in seinem Forum hatte Jo Conrad offenbar nichts einzuwenden.

Am 4.10.2006 wurde im Forum ein Hinweis auf "sehr informative und zugleich unschöne Seiten über Verbrechen an der Deutschen ZIVIL Bevölkerung" veröffentlicht. Die verlinkte Seite (nicht mehr online) fragte, wer den Zweiten Weltkrieg wirklich begonnen habe, und gibt vor, über Hitlers Gründe zur Invasion Polens zu informieren.

Überprüfbare Quellen fehlten dort ebenso wie jeglicher Hinweis auf Hitlers schon lange vorher geäußerte Kriegsabsichten gegen Polen. Hitler hat sich bereits im März 1939 auf die Besetzung der Tschechoslowakei bezogen und gesagt: "Polen wird folgen."

Am 24.9.2006 beklagte sich ein Teilnehmer über "die ewige hetze gegen das Großdeutsche Reich von 33-45". Es war - wen wundert's - derselbe Teilnehmer, der den Forumtsteilnehmern www.abbc2.com empfohlen hat.

Da überrascht es schon nicht mehr, dass Conrad auf seinen eigenen Webseiten den Buchversand von Dieter Rueggeberg empfiehlt, für den die historisch gesicherte Darstellung des Judenmordes "sehr ins Wanken geraten" ist.

Jo Conrad pflegt in seinem Forum offenbar genau den Umgang, der seinen eigenen politischen Präferenzen entspricht, und wie es aussieht, hat sich seine Haltung zwischen 1996 (Veröffentlichung von Entwirrungen) und 2006 (Brief an Ahmadinedschad und Forumsbeiträge) nicht verändert.

1996-2021: Rechtsextremisten, Reichsbürger, Impfkritik und Corona

Im Laufe von mehr als zwei Jahrzehnten hat sich Conrads Position offenbar nicht wesentlich geändert, wie einige weitere Beispiele schlaglichtartig belegen sollen.

CD Jo Conrad und Jan van Helsing
CD Jo Conrad und Jan van Helsing

Siehe auch:

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