Zitate und Zahlenspiele der Holocaust-Leugner
Martin Broszat und die "symbolische Zahl"
Neben dem "Missverständnis", das sich um die Gaskammern im "Altreich" dreht, gibt es noch ein zweites Zitat von Broszat, das in der rechtsextremen Szene herumgereicht wird. Es taucht beispielsweise in der folgenden Form auf:
Angezeigt wurde Wahl von Regula Bähler, Mitglied der Eidg. Antirassismuskommission und Gutachterin für ARG-Strafsachen, wegen seinem Mitteilungsblatt "Notizen". Darin bezichtigte er Sigmund Feigel der Lüge, weil dieser in einer DRS Fernsehsendung am 30.8.1983 von "6 Millionen ausgerotteten Juden" gesprochen habe, wo doch Prof. Dr. Martin Broszat (ehem. Leiter des Instituts für Zeitgeschichte in München) schon am 3. 5.1979 vor dem Frankfurter Schöffengericht bezeugt habe: "Die sechs Millionen sind eine symbolische Zahl".
An einer anderen Stelle wird noch etwas deutlicher herausgearbeitet, worauf diese Argumentation abzielt:
Prof. Martin Broszat reduzierte 1979 als Leiter des "Instituts für Zeitgeschichte" (München) die 6-Millionenzahl vieldeutig auf eine "symbolische Zahl". (vgl. Gutachten im Prozeß gegen E. Schönborn, Frankfurt, zitiert nach HT, Nr. 29, S. 15)
"HT" steht für Historische Tatsachen, und dies ist der Titel einer Schriftenreihe des "Revisionisten" Udo Walendy. Wie Walendy mit der Wahrheit und mit Texten umgeht, konnte bereits am Beispiel von The Transfer Agreement von Edwin Black gezeigt werden.
Die Technik der "Revisionisten" ist hier ganz ähnlich wie bei den Vergasungen der Juden als so genannte "Nebenerscheinung" der Massenmorde.
Es kann natürlich keine Rede davon sein, dass Martin Broszat, der ehemalige Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, auf einmal den Holocaust in Zweifel zieht, nachdem er Jahrzehnte lang Erkenntnisse über den Nationalsozialismus gesammelt und einige Standardwerke darüber verfasst hat.
Selbst wenn man unterstellt, dass diese Bemerkung tatsächlich so gemacht wurde und weder verfälscht noch aus dem Kontext gerissen wurde, was bei "Revisionisten" schon ein äußerst großzügiges Entgegenkommen ist, erkennt man auf den ersten Blick, wo der "Denkfehler" liegt: Aus der Bemerkung, die Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden habe einen symbolischen Charakter, folgt nicht zwingend, dass sie falsch ist.
Manche Dinge sind ein Symbol und stehen zugleich für eine Realität.
So waren etwa die Türme des World Trace Center in New York ein Symbol der amerikanischen Wirtschaftsmacht, und genau deshalb wurden sie angegriffen. Niemand wird behaupten, es hätte die Türme nicht gegeben, nur weil sie neben ihrer physischen Erscheinung eben auch ein Symbol des amerikanischen "Way of Life" waren.
Auf ganz ähnliche Weise kann das Lager Auschwitz als Symbol für das gesamte verbrecherische Regime der Nazis aufgefasst werden, doch dabei bleibt es immer ein realer historischer Ort, an dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden, und ebenso kann man ohne jeglichen Abstrich an der grausamen Realität die historisch gesicherte Zahl von sechs Millionen Opfern als symbolischen Platzhalter für das äußerst komplexe, aus vielen Details zusammengesetzte Gesamtbild des Judenmordes verstehen.
Dieses Zitat von den "symbolischen sechs Millionen" taucht, immer in Verbindung mit der Leugnung oder Verharmlosung des Holocaust, auch in folgenden Publikationen auf:
- Ernst Manon, Rückblick auf den Revisionismus
- Reinhold Elstner, Deutsches Volk, wache endlich auf!
- Robert Faurisson, Procès Amaudruz à Lausanne
- Anonym, Jüdischen Kabbalismus besser verstehen
- Wolfgang Borowsky, Christus und die Welt des Antichristen
- Cedric Martel, Der Holocaust - Korrektur eines Zahlen-Mythos (trotz des ähnlichen Titels nicht identisch mit dem oben zitierten Text)
- Robert Faurisson, Zum Zündel-Prozeß in Toronto