Arno Mayer: Der Krieg als Kreuzzug
Der missbrauchte Professor
In den rechtsextremen Publikationen, aus denen Auschwitzleugner ihre Phantasien beziehen, kursiert schon seit längerer Zeit ein manipuliertes Zitat aus Arno Mayers Buch Der Krieg als Kreuzzug. Meist wird es in dieser oder sehr ähnlicher Form vorgelegt:
"Die Quellen, die für die Erforschung der Gaskammern zur Verfügung stehen, sind rar und unzuverlässig ... Bis heute sind schriftliche Befehle zur Vergasung nicht aufgetaucht."
Der Leser soll beeindruckt denken: Oh, wenn sogar ein renommierter jüdischer Wissenschaftler sagt, dass die Quellen unzuverlässig sind, dann ist ja vielleicht doch etwas dran an den Behauptungen der "Revisionisten", der Holocaust wäre ganz anders verlaufen und hätte viel weniger Opfer gefordert, als man allgemein annimmt.
Liest man jedoch in Arno Mayers Buch nach, dann stellt sich die Sache etwas anders dar. Im Zusammenhang gelesen, lautet das Zitat so:
Die Quellen, die für die Erforschung der Gaskammern zur Verfügung stehen, sind rar und unzuverlässig. Während Hitler und die Nationalsozialisten aus ihrem Krieg gegen die Juden kein Geheimnis machten, beseitigten die SS-Schergen getreulich alle Spuren ihrer Morde und Mordinstrumente. Bis heute sind schriftliche Befehle zur Vergasung nicht aufgetaucht. Die SS vernichtete nicht nur die meisten KZ-Verwaltungsakten, die ohnehin unvollständig waren, sie zerstörte auch rechtzeitig vor Ankunft der sowjetischen Truppen fast alle Tötungs- und Verbrennungsinstallationen. Ebenso wurde großer Wert auf die gründliche Beseitigung der Knochen und der Asche der Opfer gelegt.
In den folgenden Sätzen spricht Arno Mayer dann über die Schwierigkeiten, vor denen der Historiker bei der Beweisführung steht. Man müsse, sagt Mayer, alle Aussagen und alle Zeugnisse sorgfältig unter die Lupe nehmen, "da sie von vielerlei komplexen und subjektiven Faktoren beeinflusst sein können."
Nach einigen weiteren Bemerkungen zur schwierigen Beweislage erklärt Arno Mayer dann:
Einstweilen lassen sich die vielen Widersprüche, Vieldeutigkeiten und Fehler in den vorhandenen Quellen nicht abstreiten. Wenn man dies auch nicht ignorieren kann, so muß man doch hervorheben, daß diese Mängel keineswegs ein zureichendes Argument sind, den Einsatz der Gaskammern für den Massenmord an den Juden in Auschwitz in Frage zu stellen.
Wie man sieht, sagt Arno Mayer ziemlich genau das Gegenteil von dem, was die Auschwitzleugner ihm in den Mund legen wollen.