"Wer Jude ist, bestimme ich!"

Wie Herr Marzahn aus Juden Leviten macht

Herr Marzahn beteuert oft, er wolle nur ganz bestimmte Leute angreifen, wenn er von "Leviten" spricht. Es gehe ihm keineswegs darum, alle Juden pauschal zu diffamieren, wie es Rechtsextremisten gewöhnlich tun, sondern er ziele mit seinen Angriffen gegen Leviten nur auf eine kleine, verbrecherische Minderheit.

Vermutlich stammt diese Idee aus dem ursprünglich 1956 erschienenen Buch Der Streit um Zion des Antisemiten und Holocaustleugners Douglas Reed.

Seine eigenen Texte strafen ihn jedenfalls Lügen. Herr Marzahn demonstriert durch sein eigenes Verhalten, dass die Begriffe "Juden" und "Leviten" für ihn beliebig austauschbar sind. Ein Beleg dafür sind die folgenden Zitate. Die Hervorhebungen sind von mir.

"Salzburger Volksblatt", 23.1.1970:

"Simon Wiesenthal hielt am 18. November 1969 vor der Juedischen Studentenschaft Zürich bei staerkstem Andrang einen Vortrag über die 'Verfolgung von Naziverbrechern'. Er leitete seine Ausfuehrungen mit einem Wort von Clausewitz ein, dass der Feind von gestern auch der Feind von heute und morgen sei, wenn man ihn nicht restlos vernichte... denn die Moerder von morgen wuerden heute erst geboren. Diese in Zukunft potentiellen Moerder gelte es schon heute auszurotten. Wiesenthal ließ auch durchblicken, dass die juedische Hochfinanz, insbesondere in den USA und vor allem die Kapitalmacht Rothschilds, seit einem Jahrhundert die ungekroenten Koenige der Juden, zweckentsprechend eingesetzt werden, um jene Staaten und Volksgruppen, welche potentiell in sich Naziverbrecher enthalten, kapitalmaessig zu eliminieren. Es gilt, rief Wiesenthal in Zuerich aus, potentielle Gegner auch im Keim, ja im embryonalen Zustand, ein für allemal zu vernichten."

(Auch "Neue Zuercher Zeitung" 21.11.1969 u.a. Schweizer Zeitungen).

Norbert Marzahn[1]

Nur vier Tage später hat Herr Marzahn dieses "Zitat" in leicht veränderter Form noch einmal benutzt:

"Salzburger Volksblatt", 23.1.1970:

"Simon Wiesenthal hielt am 18. November 1969 vor der levitischen Studentenschaft Zuerich bei staerkstem Andrang einen Vortrag über die 'Verfolgung von Naziverbrechern'. Er leitete seine Ausführungen mit einem Wort von Clausewitz ein, dass der Feind von gestern auch der Feind von heute und morgen sei, wenn man ihn nicht restlos vernichte... denn die Moerder von morgen wuerden heute erst geboren. Diese in Zukunft potentiellen Moerder gelte es schon heute auszurotten. Wiesenthal liess auch durchblicken, dass die levitische Hochfinanz, insbesondere in den USA und vor allem die Kapitalmacht Rothschilds, seit einem Jahrhundert die ungekroenten Koenige der Leviten zweckentsprechend eingesetzt werden, um jene Staaten und Volksgruppen, welche potentiell in sich Naziverbrecher enthalten, kapitalmaessig zu eliminieren. Es gilt, rief Wiesenthal in Zuerich aus, potentielle Gegner auch im Keim, ja im embryonalen Zustand, ein für allemal zu vernichten."

(Auch "Neue Zürcher Zeitung" 21.11.1969)

Norbert Marzahn[2]

Ich habe in beiden Texten die jeweils bedeutsamen Stellen hervorgehoben.

Hier ist zweierlei zu beobachten. Erstens hat Herr Marzahn binnen vier Tagen das Attribut "jüdisch" gegen "levitisch" ausgetauscht, was auszudrücken scheint, dass diese Begriffe für ihn die gleiche Bedeutung haben.

Zweitens hat Herr Marzahn den Text beide Male mit Quellenangaben versehen und in Anführungszeichen gesetzt, also als Zitat ausgewiesen. In der zweiten Version hat Herr Marzahn jedoch Veränderungen vorgenommen, ohne den Leser darüber zu informieren. Dadurch konnte beim Leser der Eindruck entstehen, die Zeitung hätte den Text tatsächlich in der Form veröffentlicht, wie Herr Marzahn ihn in der zweiten Version "zitiert" hat.

Auf diese Manipulation angesprochen, meinte Herr Marzahn:

Ich stellte den Text daher eigenmaechtig um und setzte den Begriff Leviten usw. an die Stelle von Juden usw. Formal kann man das als Faelschung ansehen, ich sehe es mehr als etwas Kuenstlerisches und Gerechtfertigtes an. Vor allem aber ist es eine Richtigstellung, die diesen Text TATSAECHLICH wesentlich naeher an die Wahrheit bringt.

Norbert Marzahn[3]

Dieser unredliche Umgang mit Quellenmaterial ist typisch für Holocaust-Leugner. Entscheidend ist nicht, was tatsächlich in der Quelle steht, sondern das, was ihrer Meinung nach dort stehen sollte. Im Übrigen ist dies ein interessanter und aufschlussreicher Gedankengang: Für Herrn Marzahn ist es eine Richtigstellung und näher an der Wahrheit, wenn er Juden als Leviten bezeichnet - was ihn aber nicht davon abhält, lautstark zu protestieren, wenn man ihm vorhält, dass die Vokabel "Leviten" doch wohl nur ein Tarnbegriff für Juden ist.

Vielleicht ist dies die richtige Gelegenheit, Herrn Marzahn an zwei seiner eigenen Bemerkungen zu erinnern:

"Ich zitiere *nie* falsch!"

Norbert Marzahn[4]

Ich lüge NIE. Ich kann mich irren oder lügende Quellen wiedergeben, lüge aber niemals selbst.

Norbert Marzahn[5]

Aber es kommt noch dicker. Herr Marzahn behauptet von sich, er hätte mit Neonazis nichts zu tun. Er hätte sich von Ernst Zündels "revisionistischer" Textbausteinfabrik und Jan van Helsings rechtsextremistischen Schriften distanziert:

Nun gut, lieber Herr Langowski, ich denke, dass ich mich inzwischen erkennbar weit von Helsing und Zuendel abgesetzt habe, oder?

Norbert Marzahn[6]

Dies schrieb Norbert Marzahn im Dezember 1997. Anfang 1998 hat er allerdings noch das oben stehende Zitat benutzt, um Simon Wiesenthal als einen Mann darzustellen, der "ebenfalls mit Ausrottung und Massenmord" sympathisiert habe. Auch in Marzahns Text WAL taucht das Zitat auf.

Dies ist von Bedeutung, weil Herr Marzahn das Zitat bei genau den Leuten entnommen hat, von denen er sich inzwischen angeblich "erkennbar weit abgesetzt" hatte.

In gekürzter Form steht das Zitat in Jan van Helsings Buch Geheimgesellschaften 2 auf Seite 95. In der Online-Ausgabe kann man sehen, dass van Helsing dieses Zitat offenbar seinerseits aus Geburtswehen einer neuen Welt von Carlos Baagoe entnommen hat. Dieses Werk ist beim Samisdat-Verlag in Toronto erschienen, und der Besitzer dieses Verlages ist niemand anders als jener Herr Zündel, von dem Herr Marzahn sich "erkennbar weit" abgesetzt haben will.

Herr Marzahn hat natürlich keine einzige der oben genannten Zeitungen abonniert, und er hat dieses Zitat auch nicht bei van Helsing abgeschrieben, denn dort steht nur eine gekürzte Version. Herr Marzahn hat das Zitat aus dem oben genannten Buch aus Ernst Zündels Verlag. 1996 hat Herr Marzahn nämlich aus Geburtswehen einer neuen Welt zitiert und dabei Verlag und Autor genannt. Offensichtlich hat er seine Lektüre damals bei Herrn Zündel bezogen, den er nach eigenem Eingeständnis auch mal mit Geldspenden unterstützt hat:

Und was ist denn nun wieder mit Ernst Zündel ? Was konkret hast Du an dem auszusetzen ? Er findet doch inzwischen mehr und mehr Beachtung in aller Welt und erhält Spenden aus aller Welt (von mir auch), es ist doch sehr sinnvoll, wenn er wissenschaftliche Untersuchungen finanziert, oder ist Wissenschaftlichkeit nun auch wieder falsch ?

Norbert Marzahn[7]

Inzwischen behauptet Herr Marzahn, er hätte sich von diesen rechtsextremistischen Hitler-Anhängern distanziert. Immerhin bezeichnet er Adolf Hitler und seine Helfer als Leviten und Satanisten und gibt vor, sie erbittert zu bekämpfen. Wer - wie Ernst Zündel und van Helsing - die Verbrechen der Nazis leugnet, muss für Norbert Marzahn demnach als Helfershelfer von Satanisten gelten.

Eigentlich sollte man annehmen, dass Herr Marzahn dann auch so konsequent sein müsste, ihre Bücher nicht mehr zu benutzen, denn er müsste ja davon ausgehen, dass er solchen satanistischen Schreibern prinzipiell nicht trauen darf.

Doch weit gefehlt. Es stellt sich immer wieder heraus, dass Herr Marzahn so gut wie ausschließlich die Werke von Leuten benutzt, die er eigentlich als Satanisten bekämpfen müsste, während er andererseits nicht die geringste Neigung zeigt, sich aus Werken der etablierten Geschichtswissenschaft zu informieren.

Auch nach seiner angeblichen Distanzierung hat Herr Marzahn diese Werke zitiert, als wären sie nicht von notorischen Lügnern und Geschichtsfälschern geschrieben worden, sondern von Leuten, denen man vertrauen kann.

Die "Distanzierung" beschränkt sich offenbar darauf, dass Herr Marzahn diese Werke zwar nach wie vor als Vorlagen benutzt, inzwischen aber schamhaft die Urheber der Ideen verschweigt. In WAL erscheint das oben behandelte Zitat zwar nicht verfälscht, aber ohne Quellenangabe.

Es mag ja sein, dass Herr Marzahn aus verschiedenen Gründen von einigen Personen aus dem Lager der Holocaust-Leugner Abstand genommen hat - möglicherweise einfach nur, weil sie für seinen Geschmack zu ungeschickt und plump vorgehen und ihm sein Spiel verderben könnten.

Von den rechtsextremistischen Inhalten hat Herr Marzahn sich freilich keinen Millimeter distanziert.

Quellen:

  1. Message-ID: <19980115202400.PAA09553@ ladder02.news.aol.com>
  2. Message-ID: <19980119003400.TAA02587@ ladder01.news.aol.com>
  3. Message-ID: <7C8VaMBabXB@ nm01.vision.IN-BRB.DE>
  4. Message-ID: <6Dmxxc741wB@ normarz.snafu.de>
  5. Message-ID: <69X3odu41wB@ normarz.snafu.de>
  6. Message-ID: <19971222003800.TAA11987@ ladder01.news.aol.com>
  7. Message-ID: <6I2-zuhK1wB@ normarz.snafu.de>
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