Acht Millionen "aufgetauchte" Juden?
Sonja Margolina, Das Ende der Lügen
1941 sagte Hans Frank, Hitlers Generalgouverneur in Polen:
Wir haben im Generalgouvernement schätzungsweise 2,5 vielleicht mit den jüdisch Versippten und dem, was alles daran hängt, jetzt 3,5 Millionen Juden. Diese 3,5 Millionen können wir nicht erschießen, wir können sie nicht vergiften, werden aber doch Eingriffe vornehmen können, die irgendwie zu einem Vernichtungserfolg führen, und zwar im Zusammenhang mit den vom Reich her zu besprechenden großen Maßnahmen. Das Generalgouvernement muß genau so judenfrei werden, wie es das Reich ist."
Wenngleich Franks Zahl zu hoch ist - zum fraglichen Zeitpunkt haben sich eher 2,5 als 3,5 Millionen Juden in dieser Region befunden - muss man doch festhalten, dass von einigen Millionen Juden nach dem Krieg nur noch etwa 100 000 in Polen zu finden waren. Die Frage ist natürlich: Wo sind sie geblieben?
Die Antwort der seriösen Geschichtswissenschaft lautet: Die Juden wurden in Ghettos zusammengetrieben, in Vernichtungslager transportiert und ermordet.
Da die Holocaust-Leugner behaupten, es hätte unter Hitler keine Massenmorde gegeben, müssen sie andere Erklärungsmodelle für das Schicksal der Millionen von Juden anbieten, die Hitler durch den Krieg in seine Gewalt bekommen hat.
Ein Erklärungsansatz der Auschwitzleugner ist die Behauptung, die Juden wären nach Osten ausgewandert und/oder abgeschoben worden und hätten dort überlebt, und an dieser Stelle kommt Sonja Margolinas Buch Das Ende der Lügen ins Spiel. Die Autorin hätte, behaupten manche Auschwitzleugner, in ihrem Buch eine Zahl von acht Millionen Juden erwähnt, die erst vor kurzem in der ehemaligen Sowjetunion "entdeckt" oder "wiederentdeckt" worden wären.
Wie es während des Krieges mit Russland möglich gewesen sein soll, an der Front vorbei einige Millionen Menschen nach Sibirien zu leiten, können die Auschwitzleugner natürlich schon nicht mehr erklären. (Es muss Sibirien sein, denn der europäische Teil der Sowjetunion war von den Nazis besetzt, und auch dort sind Millionen Juden verschwunden.)
Um dieses gewaltige Umsiedlungsprojekt zu bewerkstelligen, hätte das Nazi-Regime mit dem Kriegsgegner ein Abkommen schließen müssen, das es den Nazis erlaubt hätte, mit Billigung und sogar Unterstützung der Russen die Juden an den Frontlinien vorbei nach Sibirien zu transportieren.
Diese Idee ist so absurd, daß es sich nicht lohnt, weiter darüber zu reden.
Die Auschwitzleugner versuchen deshalb auch gar nicht erst zu erklären, auf welchem Weg die Juden aus Europa nach Sibirien gekommen sein sollen. Sie ignorieren die Tatsache, dass ein solcher Transport nicht möglich war, und gehen sofort einen Schritt weiter: Die Juden wären eben dort, und es sei egal, wie sie hingekommen sind, denn jetzt wären sie ja wieder aufgetaucht. So behaupten sie beispielsweise,
dass Frau Margolina von 8 Millionen Juden in den GUS-Staaten schrieb, die laut der Schriftstellerin das Recht haetten als Juden nach Israel zu kommen
Das ist nicht wahr. Frau Margolina schreibt ganz im Gegenteil von Menschen, die nach den israelischen Gesetzen "als Juden" einwandern dürfen, obwohl sie keine Juden sind. Sie kritisiert die Einwanderungspraxis des Staates Israel und schreibt:
Für jene Nichtjuden, die ausreisen wollen, aber keine Möglichkeit haben, sind jüdische Papiere, eine jüdische Braut oder entfernte Verwandte ein Schatz. In der Sowjetunion leben ungefähr acht Millionen Menschen, die nach israelischen Gesetzen berechtigt wären, als Juden nach Israel zu kommen. Allein diese Tatsache zeigt, wie absurd und künstlich heute Vorstellungen von einer Blutsverwandtschaft sind. Der moderne Staat kann sich doch nicht durch eine Blut-und-Boden-Ideologie legitimieren.
Einmal abgesehen von den aus einer derart massiven Emigration für Israel entstehenden sozialen und politischen Problemen, entleert die Aufnahme von Nichtjuden aus der Sowjetunion den Sinn des Zionismus und ist gleichbedeutend mit dem Ende Israels als nationalem jüdischem Staat.
Mit der Beschneidung werden die Einwanderer formell zu Juden erklärt. Was sich nicht beschneiden läßt, ist eine siebzig Jahre währende Vergangenheit, in der diese Menschen aufgewachsen und erzogen worden waren.
Ich habe in Margolinas Text zweimal das Wort "Nichtjuden" markiert. Die oben zitierte Behauptung, die Autorin hätte von Juden gesprochen, die aus den GUS-Staaten nach Israel einwandern dürften, ist die Erfindung eines eifrigen "Revisionisten", der sich Beweise zusammenzitiert, wie es ihm gerade passt.
Sonja Margolinas Kritik an den israelischen Bestimmungen bezieht sich offenbar auf die Regelungen, die auf den Web-Seiten der Botschaft des Staates Israel folgendermaßen erläutert werden::
Seit 1970 wurde das Immigrationsrecht unter diesem Gesetz erweitert. Es bezieht sich fortan auch auf Kinder und Enkel eines Juden, den Ehepartner eines Kindes eines Juden und den Ehepartner eines Enkels eines Juden (...) Absicht dieses Zusatzes ist es, die Einheit von Familien zu garantieren, in denen es zu religiös gemischten Ehen kam; er bezieht sich nicht auf Personen, die Juden waren und ihre Religion freiwillig geändert haben.
Wie man sieht, bezieht sich das Gesetz ausdrücklich nicht auf Juden, die von den Nazis verfolgt wurden. Es ist sehr weit gefasst und erstreckt sich sogar auf angeheiratete Verwandte - also auf Menschen, die nach den religiösen Vorschriften orthodoxer Juden ganz sicher nicht als Juden gelten.
Diese Praxis ist es, die Sonja Margolina kritisiert, wenn sie sagt, dass Nichtjuden "als Juden" einwandern dürfen, obwohl sie keine Juden sind.
Margolinas Text und die israelischen Einwanderungsgesetze bieten keinerlei Grundlage für die Behauptung, in der ehemaligen Sowjetunion wären mehrere Millionen Juden "aufgetaucht". Die Herren Auschwitzleugner müssen sich ein anderes Märchen ausdenken, um den Judenmord der Nazis wegzulügen.