Hat der "Führer" überlebt?
Eine rechtsradikale Legende
Unter Rechtsextremisten wird immer wieder mal das Gerücht gehandelt, Hitler hätte den Krieg überlebt und hielte sich als hochbetagter Mann beispielsweise in Südamerika auf. Noch kühnere Varianten sprechen von einer geheimen Basis am Südpol, zu der Hitler sich mit seinen letzten Getreuen zurückgezogen hätte. Eine Version ging sogar dahin, dass Hitler per Zeitreise geflohen sei und demnächst wieder auftauchen würde:
Ich wette, dass:
Adolf Hitler bis spaetestens Ende Mai 2000 per Zeitreise aus 1945 auftaucht.
Wie wir inzwischen wissen, ist nichts dergleichen geschehen.
Werfen wir einen Blick in die Literatur. Am 30.4.1945 um etwa 15.00 Uhr hat Hitler mit Sicherheit noch gelebt. Hitlers Sekretär Bormann, Hitlers Adjutant Günsche und Hitlers Kammerdiener Heinz Linge bezeugen, dass Hitler sich zu dieser Zeit zusammen mit Eva Braun in den Privaträumen im "Führerbunker" in Berlin aufgehalten hat.
Am 1.5.1945 schickte Borman ein Telegramm an Hitlers Nachfolger Dönitz:
Großadmiral Dönitz. Testament in Kraft. Ich werde so schnell als möglich zu Ihnen kommen. Bis dahin, meines Erachtens, Veröffentlichung zurückstellen.
Bormann
Diese Zeitspanne legt den Rahmen fest. Falls Hitler geflohen ist und überlebt hat, muss es in diesen etwa 24 Stunden geschehen sein.
Zu dieser Zeit waren die russischen Streitkräfte bereits bis zum U-Bahntunnel Friedrichstraße und zum Potsdamer Platz vorgestoßen. Der Bezirk Tiergarten war vollständig, der Tunnel in der Vossstraße nahe der Reichskanzlei teilweise besetzt. Wer behauptet, Hitler wäre geflohen oder auf irgendeine andere Weise entkommen, muss nachweisen können, wie der gebrochene, kranke Mann es geschafft haben soll, an den Truppen der Alliierten vorbei ins Ausland zu gelangen.
Ein solcher Nachweis konnte bisher nicht geführt werden; dagegen gibt es aber sehr überzeugende und bislang unwiderlegte Beweise für Hitlers Tod.
Kehren wir noch einmal zum Nachmittag des 30.4.1945 zurück. Hitlers Fahrer Erich Kempka hatte im Laufe des Tages den Auftrag erhalten, 200 Liter Benzin zu besorgen. Er fand etwa 180 Liter und ließ sie in den Garten der Reichskanzlei schaffen. Alle Wachen und Mitarbeiter, die nicht unbedingt gebraucht wurden,
bekamen den Befehl, die Reichskanzlei zu verlassen und nicht wiederzukehren. Man hatte nicht die Absicht, irgendwelche zufälligen Beobachter zu Zeugen der Schlussszene werden zu lassen.
Etwa um 14.00 Uhr nahm Hitler sein Mittagessen ein und verabschiedete sich von einigen Gästen, anschließend war er eine Weile allein. Nicht lange danach gab es eine Abschiedsszene, bei der Bormann, Goebbels und gut ein Dutzend weitere Zeugen anwesend waren. Danach zogen Hitler und Eva Braun sich in ihre Privaträume zurück, und kurz darauf fiel ein Schuss.
Um 15.30 Uhr wurde die Tür zu Hitlers Privaträumen wieder geöffnet. Hitler hatte sich in den Mund geschossen und lag tot auf dem Sofa, Eva Braun lag, ebenfalls tot, neben ihm. Kurz darauf traf Artur Axmann, der Führer der Hitler-Jugend, ein. Er wurde in die Privaträume vorgelassen und sah ebenfalls die Toten. Die Leichen wurden in den Garten gebracht (vgl. Trevor-Roper, S. 193), alle Zugänge wurden abgesperrt, um unerwünschte Beobachter auszusperren.
Leider nützen manchmal auch die sorgfältigsten Vorsichtsmaßnahmen nichts, und es war die direkte Folge dieser Vorsichtsmaßregel, daß in der Tat zwei unbefugte Personen zu Zeugen der Szene wurden, von der man sie auszuschließen beabsichtigt hatte.
Diese beiden Personen waren der Kriminalbeamte des Sicherheitsdienstes Erich Mansfeld und Hermann Karnau, ebenfalls Angehöriger des Sicherheitsdienstes. Die beiden Männer konnten beobachten, wie die Leichen in den Garten getragen und mit dem Benzin, das Kempka besorgt hatte, verbrannt wurden.
Nach den Angaben der Personen aus Hitlers Umgebung brannten Hitlers Körper und Kopf von 16 Uhr bis mindestens 18.30 Uhr (...) kurz vor 23 Uhr wurde die Leiche, angeblich nahezu völlig verbrannt, bestattet. "Der verkohlte Leichnam, vom Gesicht war nichts mehr vorhanden, von dem zerschmetterten Kopf nur noch ein grauenhaft verkohlter Rest, wurde auf eine Zeltplane geschoben, unter starkem sowjetischen Artilleriefeuer in dem großen Gräberfeld um die Reichskanzlei in einen Granattrichter vor dem Bunkerausgang hinabgelassen, Erde darauf gedeckt und mit einem Holzstampfer festgestampft", berichtete sein persönlicher Adjutant Otto Günsche, der die Leiche um 16 Uhr, eine halbe Stunde nach Hitlers Selbstmord, angezündet hatte.
Nach dem Krieg wurden vor allem von sowjetischer Seite verschiedene Fehlinformationen in Bezug auf Hitlers Tod in Umlauf gebracht, die sich als nicht haltbar erwiesen haben. In mindestens zwei Fällen wurden von den Sowjets Leichen "begutachtet" oder "identifiziert", bei denen es sich nachweislich nicht um Hitlers sterbliche Überreste gehandelt hat (vgl. Maser, S. 526 und 529).
Auf Seite 526 erläutert Maser, die Sowjets seien "in jeder Hinsicht" unsicher gewesen. Anscheinend haben sie mehrmals - wenngleich erfolglos und sogar mit widersprüchlichen Ergebnissen - versucht, Hitlers Leiche zu finden und zu identifizieren.
An dieser Stelle setzen die Hitler-Anhänger an, die glauben möchten, ihr "Führer" hätte überlebt: Da die Sowjets die richtige Leiche nicht gefunden haben und da es in den sowjetischen Darstellungen außerdem Unstimmigkeiten und Widersprüche gab, könne man doch spekulieren oder dürfe man sogar annehmen, Hitler sei entkommen.
Diese Art der Argumentation funktioniert aber nur, wenn man einen Teil der Realität einfach ausblendet. In einem zivilisierten und hochtechnisiertem Land im Frieden mag das Fehlen einer Leiche ein starkes Argument sein. Im Berlin von 1945, wo sich das Gelände durch Bombenabwürfe ständig verändert hat, ist es nicht erstaunlich, dass eine Leiche, die unter Artilleriefeuer irgendwo begraben wurde, eine Weile später nicht mehr zu finden war.
Wer in diesem Zusammenhang über Unstimmigkeiten und Widersprüche redet, der greift lediglich die widersprüchlichen Darstellungen der Sowjets an, aber nicht die Aussagen der Augenzeugen, durch die Hitlers Tod glaubwürdig belegt ist.
Eine teilweise von Maser abweichende Darstellung veröffentlichte die WELT am 25.10.2006. Auch aus diesem Text geht jedoch unmissverständlich hervor, dass Hitler starb und am 25.10.1956 vom Amtsgericht Berchtesgaden für tot erklärt wurde. [vgl. WELT, Der zweite Tod des Diktators]
Spätestens seit 2018 sind die Theorien, Hitler habe überlebt, endgültig erledigt. Wie der Forensiker Mark Benecke herausfand, können die inzwischen vorliegenden Schädelfragmente eindeutig Hitler zugeordnet werden.
Eine revisionistisch-satirische Abhandlung zu Hitlers Tod finden Sie auf einer anderen Seite.