Hitlers "Nero-Befehl"
Die "Ausnutzung aller Mittel"
Am 19.3.1945 erteilte Hitler den sogenannten "Nero-Befehl". Seine Truppen sollten die deutsche Infrastruktur zerstören, damit diese nicht den Feinden in die Hände fiel und womöglich von diesen benutzt wurde:
Alle militärischen, Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes, die sich der Feind für die Fortsetzung seines Kampfes irgendwie sofort oder in absehbarer Zeit nutzbar machen kann, sind zu zerstören.
Es scheint so, als hätten einige Offiziere den "Nero-Befehl" umgesetzt, während sich andere Kommandeure sträubten. Albert Speer versuchte offenbar, das Schlimmste zu verhindern und die Durchführung des Befehls zu unterlaufen. In Goebbels' Tagebüchern findet sich auch der Hinweis, die Ausführung des Befehls sei teilweise gar nicht möglich gewesen:
28. März 1945
Gestern: [...] Der Führer beharrt auf seinem Befehl der totalen Räumung der vom Feind bedrohten Westgebiete und der totalen Zerstörung unserer Industrie. Dieser Befehl kann nach einstimmiger Aussage aller westlichen Gauleiter praktisch gar nicht durchgeführt werden.
Die Kommentatoren sind sich darin einig, dass sich der Befehl gegen Deutschland gerichtet hat, so etwa Jacques Schuster in seiner Besprechung von Ian Kershaws Buch Das Ende:
Am Ende führte Hitler Krieg gegen Deutschland
(...)
Hitler wollte vernichten – nicht allein sich und sein Regime; gezielt tat er seit dem Sommer 1944 alles, um das Reich in den Abgrund zu stoßen.
Die Parole war: Durchhalten um jeden Preis, siegen oder sterben.
Vor allem sollte suggeriert werden, die Feindmächte seien entschlossen, das deutsche Volk "auszurotten". Wie unschwer zu erkennen, projizierte man so die eigene Vernichtungspolitik auf die alliierten Kriegsgegner.