Ist der Zionismus jüdischer Rassismus?
Eine bedauerliche UN-Resolution
Zunächst einmal ist der Zionismus nichts weiter als eine Bewegung, die sich das Ziel gesetzt hat, den in aller Welt verstreut lebenden Juden eine Heimstatt und damit Sicherheit für Leib und Leben zu verschaffen. Das ist 1948 mit der Gründung des Staates Israel verwirklicht worden, und damit hat der Zionismus sein wichtigstes Ziel erreicht.
In Zusammenhang mit den Konflikten zwischen dem Staat Israel und den arabischen Nachbarn hat die UNO jedoch am 10.11.1975 die Resolution 3379 verabschiedet, die den Zionismus als eine Form des Rassismus verurteilte. Auf diese Resolution berufen Holocaust-Leugner sich, wenn sie behaupten, die Zionisten wären jüdische Rassisten.
Zu Beginn seiner Erwiderung wies der damalige israelische Botschafter und spätere Staatspräsident chaim Herzog auf das symbolträchtige Datum hin, an dem diese Resolution verabschiedet wurde, denn genau siebenunddreißig Jahre zuvor hatten die Nazis in der Pogromnacht (der sogenannten "Kristallnacht") die deutschen Juden attackiert.
Ursprünglich, so Herzog, sei es in der Resolution um die Verurteilung von Rassismus und Kolonialismus gegangen, aber eine Gruppe von Ländern habe "trunken vor Macht" angesichts der Mehrheitsverhältnisse die UN in einem schändlichen Manöver dazu gebracht, den Zionismus mit dem ursprünglich zur Debatte stehenden Thema zu verquicken.
Dies werde jedoch dem wahren Wesen des Zionismus nicht gerecht, meinte Herzog, denn:
Zionismus ist für das jüdische Volk das, was die Befreiungsbewegungen Afrikas und Asiens für die dort lebenden Völker waren.
Herzogs leidenschaftliches Plädoyer konnte jedoch die Resolution nicht mehr aus der Welt schaffen. Sechzehn Jahre mussten vergehen, bis sie am 16. Dezember 1991 mit der Resolution 46/86 wieder aufgehoben wurde.
Diese Resolution ist offenbar nur im Kontext der damaligen politischen Situation richtig zu verstehen und zu würdigen. Norman Paech bezeichnet sie in seinem Artikel Die UNO und der Zionismus als "politisch nicht sonderlich klug", belegt aber an einigen Beispielen, wie es zu dieser Frontbildung arabischer Länder gegen Israel kam, und er zeigt auf, dass die harte Haltung Israels und seiner westlichen Verbündeten ihren Teil zur Eskalation beigetragen hat.
Im September 1998 nahm der UN-Generalsekretär Kofi Annan noch einmal auf diese Resolution Bezug:
Dies bringt mich auf die bedauerliche Resolution, die 1975 von der Generalversammlung verabschiedet wurde und in welcher der Zionismus mit Rassismus und Rassendiskriminierung gleichgesetzt wurde. Das war womöglich der Tiefpunkt unserer Beziehungen; die negativen Auswirkungen sind bis auf den heutigen Tag kaum zu unterschätzen. Glücklicherweise hat die Generalversammlung die Resolution im Jahre 1991 widerrufen.