Das barbarische Verfahren
Die "revisionistische Wahrheitssuche" am Beispiel der Goebbels-Tagebücher
Es ist keine schlechte Idee, den Auschwitzleugnern, die behaupten, der Judenmord hätte nicht stattgefunden, Texte der Nazis selbst vorzulegen, aus denen hervorgeht, dass der Völkermord eine historische Realität ist, an der es nichts zu rütteln gibt.
Viele dieser Zitate werden ohne Belege zu Fälschungen erklärt oder mit anderen Deutungen verharmlost. Besonders unangenehm wird es für die Holocaustleugner, wenn einer der ihren ein solches Zitat als echt bezeichnet.
Ein solches Zitat ist der folgende Auszug aus den Goebbels-Tagebüchern:
Aus dem Generalgouvernement werden jetzt, bei Lublin beginnend, die Juden nach dem Osten abgeschoben. Es wird hier ein ziemlich barbarisches und nicht näher zu beschreibendes Verfahren angewandt, und von den Juden selbst bleibt nicht mehr viel übrig. Im großen kann man wohl feststellen, daß 60 Prozent davon liquidiert werden müssen ...
Aber die "Revisionisten" wären keine aufrechten Wahrheitssucher, wenn ihnen nicht auch zu diesem unangenehmen Zitat etwas einfallen würde. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, werden solche Textstellen kurzerhand zur Fälschung erklärt. Auch Herr Koch hat sich in dieser Weise geäußert.
Eine Fälschung?
Dummerweise befindet sich aber ausgerechnet auf einer "revisionistischen" Web-Site ein Text des bei Auschwitzleugnern hoch angesehenen David Irving, der exakt dieses Zitat für echt erklärt.
Er sei, schreibt Irving, persönlich in Moskau gewesen und habe die Originale des Goebbels-Tagebuchs eingesehen. Die Textstelle sei "ein echtes Zitat aus einem echten Dokument von Goebbels" (meine Übersetzung nach Irvings englischem Text; das Original ist nicht mehr online).
Damit nicht genug: In seinem Buch Goebbels. Mastermind of the Third Reich wiederholt Irving dieses Zitat auf Seite 693.[1]
Herr Koch wollte von den Erkenntnissen dieses "revisionistischen" Autors nichts wissen und meinte in Zusammenhang mit einem Prozess zwischen David Irving und Deborah Lipstadt eine Weile später:
Auch das "beruehmte" Zitat im Goebbels-Tagebuch, das ja auch noch von Irving bestaetigt worden sein soll, wurden nicht praesentiert.
Es mag ja sein, dass dieses Zitat im Prozess nicht zur Sprache gekommen ist. Aber was ändert das daran, dass David Irving ein Zitat überprüft und für echt befunden hat, in dem unzweideutig von der Massenvernichtung der Juden die Rede ist?
Ausweichmanöver
Doch Herr Koch ließ sich nicht davon beeindrucken, dass man bei CODOH die Echtheit des Zitats bestätigt bekommt:
Was bei CODOH zu lesen ist, interessiert mich wenig.
Wirklich?
Ich fand es erstaunlich, dass Herr Koch sich auf einmal nicht mehr für das interessiert, was auf "revisionistischen" Web-Seiten veröffentlicht wird, zumal gerade er wie kein zweiter mit Textbausteinen von solchen Seiten um sich wirft.
Also habe ich das gemacht, was man grundsätzlich machen sollte, wenn Auschwitzleugner etwas behaupten. Ich habe nachgeprüft, wie es um sein Interesse an solchen Web-Sites bestellt ist.
Und siehe da: 1996 hat Herr Koch ein ZGram aus Ingrid Rimlands "revisionistischem" Frisiersalon komplett ins Usenet kopiert. In diesem ZGram hieß es:
Meanwhile, check if it's up at CODOH International - and visit for a while. It's a good site, worth bookmarking. ( http://www.codoh.com )
"CODOH (...) ist eine gute Site, sie ist es wert, sich ein Bookmark zu setzen", zitiert Herr Koch, der sich nicht dafür interessiert, was bei CODOH zu lesen ist.
Ein paar Tage später hat Herr Koch das nächste ZGram verbreitet, in dem erneut von CODOH die Rede war. Dieses Mal war sogar ein Hinweis auf eine Web-Seite dabei, auf der es um David Irving ging:
David Irving : http://www.codoh.com/irving/irving.html [nicht mehr online]
1996 hat Herr Koch sich offenbar sehr dafür interessiert, was bei CODOH passiert ist.
Hat sich das später vielleicht geändert?
Mitnichten. Auch Ende 1999 war Herr Koch noch der Ansicht, er könne mit Hilfe von CODOH seine Leser erleuchten:
Da Sie der Meinung sind, dass man in knapper Form das sagen kann, was sonst hier zu viel "Bandbreite" bedarf, so werde auch ich Ihre "knappe Form" anwenden und auf andere web-pages verweisen, auf denen steht, was ich hier im allgemeinen sage:
(...)
http://www.codoh.com/
(...)
Hier finden Sie so ziemlich alles bestaetig, was ich anfuehre.
Oder eben auch nicht, wie in diesem Fall.
Aber wenn Herr Koch vorschlägt, man solle bei CODOH nachsehen, dann meint er damit offenbar, man solle sich dort bewegen wie ein "revisionistischer" Schlafwandler: mit fest geschlossenen Augen.
Einen schönen Gruß an die Waschbären, Herr Koch.